Patentgeschichte - Industriegeschichte - Geschichten rund ums Bleistiftspitzen
Anfänge des Bleistiftspitzers (bis 1832)
Vorbemerkungen zu dieser Seite (noch im Aufbau)
Aufgrund eines familiären Hintergrundes (mein Großvater war lange Zeit Inhaber einer kleinen Spitzmaschinenfirma) beschäftige ich mich mit der Geschichte der Bleistiftspitzer und Spitzmaschinen. Der Schwerpunkt liegt dabei nicht auf der Anhäufung möglichst vieler verschiedener Bleistiftspitzer, sondern auf der Untersuchung der geschichtlichen Entwicklung mit einem besonderen Fokus auf die beteiligten Personen und Firmen. Über diese trage ich auch Informationen zusammen, die nicht unmittelbar mit der Bleistiftspitzerherstellung zusammenhängen. Ziel ist es, dadurch ein umfassenderes Bild der Menschen und Firmen zu zeichnen und sie dadurch zu würdigen. Auch wenn die Seite noch unvollständig ist, bietet sie über die sehr frühe Zeit des Bleistiftspitzens die weltweit umfassendsten Informationen. Weiterhin wird eine bestimmte Klasse von Bleistiftspitzmaschinen, nämlich die mit einem rotierenden Messer ausgerüsteten umfassend behandelt.
Das Textmaterial dieser Seiten darf nicht für kommerzielle Zwecke (dazu gehört ausdrücklich auch der Verkauf von Bleistiftspitzern und Spitzmaschinen auf Auktionsplattformen, wie z. B. ebay) verwendet werden. Dies gilt auch für die Verwendung von Bildern, eine andere Nutzung von Bildern ist prinzipiell vorher mit mir abzustimmen.
Ich freue mich sehr über Kommentare zu meiner Arbeit (siehe "Kontakt / Literatur" oder gern auch Eintrag in mein Gästebuch auf einer externen Seite). Ganz besonders schön wäre es, wenn Sie weiterführende Informationen oder Bilder (die ich vielleicht in Absprache mit Ihnen - gern auch mit Nennung Ihres Namens - auf meiner Seite veröffentlichen darf) zum Seiteninhalt hätten, auch wenn sie noch so unbedeutend erscheinen.
zur Übersicht über die Geschichte des Bleistiftspitzens
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letzte Änderung: 14.Aug. 2023
Lange Zeit wurden Bleistifte ohne jegliche mechanische Hilfsmittel mit Messern gespitzt, insbesondere dienten dazu sog. Federmesser, die oft zusammen mit dem Schreibgerät in Bleistiftschächtelchen verwahrt wurden.
Hier ein Auszug aus einem 1793 erschienenen Lehrbuch des Zeichnens, Schreibens, Lesens und Rechnens:
Leider liegen mir die im Text genannten Abbildungen nicht vor.
Bei den erwähnten Federmessern handelt es sich um kleine, sehr scharfe und meist in einem Heft befestigte Klingen. Sie wurden schon lange Zeit zum Anspitzen der Federkiele verwendet (daher auch der Name). Man sprach in diesem Zusammenhang auch von Temperierung. In Abhängigkeit des Schnittes (gerade, schräg, schmal oder breit) änderte sich das Schriftbild. Im Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, 1796 steht dazu "ein kleines Messer, Schreibfedern damit zu schneiden; in den Monseeischen Glossen Scripmessere, bey dem Tatian Scripsachs, in Baiern Schrifterällel und Flenntel". In Pierer's Universal-Lexikon, 1858, steht "Messer mit 1 1 / 2 –2 Zoll langer schmaler Klinge zum Federschneiden, werden vorzüglich in Solingen , Sheffield u. Birmingham fabricirt."
Das Federmesser gab auch einigen Kulturgruppen des Jungpaläolithikums den Namen, denn diese werden aufgrund der Ähnlichkeit der gefundenen Steinwerkzeuge "Federmesser-Gruppen" genannt.
Im englischen Sprachraum wurden solche Messer als "penknife" bzw. "pen-knife" bezeichnet und bereits im 17. Jahrhundert in Texten erwähnt. Im französischen wurden sie "canif" genannt. Hier ein Ausschnitt aus einem französisch-englischen Wörterbuch von 1632:
Hier der bisher älteste bekannte Verkaufshinweis auf "penknives" aus dem Jahr 1717 im Londoner The Post Boy:
In einem englischen Dictionary von 1766 wird z. B. die Verwendung des penknifes bei der Herstellung weißer Kreidestifte erwähnt:
In einer Verkaufsannonce für "Dressing cases" für die indische Armee aus einer britischen Zeitung im Jahr 1858 wird unter anderem auch ein penknife als Bestandteil genannt:
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1822 - C. A. Boucher (Frankreich)
Im französischen Buch Annales de l'industrie nationale et étrangère, ou Mercure technologique : recueil de mémoires sur les arts et métiers, les manufactures, le commerce, l'industrie, l'agriculture, etc aus dem Jahr 1822 wurde ausführlich über Erfindungen des Franzosen C. A. Boucher zu zwei Vorrichtungsvarianten zum Anspitzen von Bleistiften berichtet. Dies ist die bisher älteste schriftliche Dokumentation über eine Vorrichtung zum Bleistiftspitzen und zugleich die bisher erste nachweisbare Verwendung des Begriffs "Taille Crayon" in der französischen Sprache. Boucher meldete jedoch kein Patent dazu an.
Zur Person C. A. Boucher
Boucher war Hauptmann beim franz. Militär und zwar Batallionschef am Ingenieurcorps (in französisch wurde seine Position mit "capitaine, chef de bataillon ingénieur-géographe, chevalier de la Légion-d'Honneur" angegeben). In einer Art Adressbuch von Paris ist er 1817 wie folgt notiert:
"Boucher, capitaine de première classe au corps des ingénieurs-géographes, Rue de l`Université 73"
Auch 1820 und 1827 findet sich unter der Adresse ein Eintrag, 1833 scheint er dann Rue St. Guillaume 30 gewohnt zu haben. Boucher hatte beruflich mit dem Kartenwesen zu tun. Damals wurden verschiedenste Zeichnungen, wie gerade auch Karten mangels anderer Kopiermöglichkeiten mit Hilfe von sogenannten "Pantographen" maßgetreu kopiert, wobei auch Verkleinerungen oder Vergrößerungen möglich waren. Boucher patentierte einen solchen Apparat.
Über die Person von Boucher ist ansonsten nichts bekannt, auch deshalb weil bisher seine Vornamen unbekannt sind.
Bleistiftspitzvorrichtung von Boucher
Seine Erfindung zum Stiftspitzen ist auch für die Anwendung im Zusammenhang mit dem Pantographen gedacht. Hier ist es ja wichtig, daß der mit dem Mechanismus geführte Stift immer exakte Linien zeichnet und die auf dem Papier aufsetzende Spitze immer genau in der Stiftmitte bleibt.
Im folgenden eine genauere Beschreibung aus den österreichischen Jahrbücher des Kaiserlichen Königlichen Polytechnischen Institutes in Wien, Band 4 von 1823 (1 - 2 Zeilen fehlen zwischen den Textstellen):
Boucher konzipierte seine Bleistiftspitzvorrichtung (auch) für den Einsatz im Pantograph. Im Folgenden weitere Patentabbildungen, die auch entsprechend beschriftet sind mit "Taille-crayon de M. Boucher à l´usage de Pantographes":
In der Allgemeine Handlungs-Zeitung wurde im August 1822 folgendes geschrieben:
Im Buch Technologische Encyklopadie, oder Alphabetisches Handbuch der Technologie, der technischen Chemie und des Maschinenwesens aus dem Jahr 1830 kann man über den Bleistiftspitzer lesen:
"Ein von Boucher erfundenes Instrument zum Zuspitzen der Bleistifte wäre für manche Fälle von Wichtigkeit, z. B. in größeren Anstalten, wo viel gezeichnet wird; ferner beim Gebrauch des Pantographen, wo es nothwendig ist, daß die Spitze des Bleistiftes genau in der Achse desselben liege. Allein da das Instrument ziemlich zusammengesetzt und kostspielig ist, öfteren Reparaturen unterliegen dürfte, auch die daran befindliche Feile durch das Holz, welches sie gleichzeitig bearbeiten muß, bald mit Spänen sich füllen, und nur langsam wirken wird, so kann hier auf Beschreibung und Zeichnung desselben nur verwiesen werden ..."
Hier äußert man sich etwas skeptisch über die praktische Anwendung des Erfindungsvorschlages. Tatsächlich ist dieser vielleicht nicht in ein kommerziell vertriebenes Gerät umgesetzt worden. Es kann aber durchaus sein, daß die Nutzung für die eigentlich angestrebte Anwendung bei Pantographen - und wenn auch nur in der französischen Armee - erfolgt ist. Folgerichtig hat sich natürlich keine der - wenn überhaupt in geringer Zahl - gebauten Vorrichtungen bis in die heutige Zeit erhalten.
In dem bayerischen Neuheitenbuch Dreihundert Entdekungen und Beobachtungen in der Färberei, dem farbigen Druk und der Farben-Bereitung aus dem Jahr 1831 ist die Erfindung erwähnt:
"Boucher gab einen Bleistiftschneider an, der im Wesentlichen aus einer in einem Gestelle beweglichen Feile besteht, auf der der Bleistift vollkommen gleich gespitzt wird".
Im bereits oben erwähnten Buch Encyclopädischen Wörterbuch der Technologie, der technischen Chemie, Physik und des Maschinenwesens wurde 8 Jahre später, also 1838 geschrieben: "Der Franzose Boucher erfand ein Instrument zum Zuspitzen von Bleistiften, welches jedoch zusammengesetzt und kostspielig und daher nicht in allgemeine Anwendung gekommen ist.
Auch in der in Sachsen 1841 erschienenen Allgemeinen Maschinen-Encyclopädie (erster Band) wird in einem Beitrag über Bleistiftspitzern die Vorrichtung von Boucher ausführlich erörtert:
Dies schrieb Georg Altmütter (geb. 6.10.1787 Wien, † 2.1.1858, beides in Wien). Seit 1816 war er Professor der mechanischen Technologie am Polytechnischen Institut in Wien. Altmütter ließ beide vorgeschlagenen Varianten des Gerätes nachbauen, verbesserte sie nach seinem Ermessen und testete sie.
Weitere Entwicklungen von Boucher
Boucher erfand eine wohl von ihm als "Coordonograph" bezeichnete Apparatur.
In einer englischen Quelle heißt es dazu "machine for a similar purpose, called a Coordonograph, was some years ago invented by Boucher, an officer of engineers. This latter, however, gave only the requisite points, which were afterwards united by lines so as to complete the outline of the object."
1827 entwickelte er eine weitere Apparatur und zwar zum Zeichnen von Panoramen. Sie wurde "Panotrace" genannt.
Hier eine Zeichnung:
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Einschub 1822 - "Mechanical pencil" von Isaak Hawkins und Sampson Mordan (England)
Die Engländer John Isaak Hawkins und Sampson Mordan meldeten am 20. Dezember 1822 in England ein Patent zu einem Druckbleistift an, bei dem in einer Hülle aus Holz oder einem anderen Material eine dünne Mine verschiebbar enthalten ist und bei Verbrauch einfach nachgeschoben wird. Dies wird im englischen häufig als "ever pointed pencil" oder auch "mechanical pencil" bezeichnet. Damit ist das Anspitzen gewissermaßen dann obsolet.
Hier ein Text über die Patentanmeldung:
"John Isaac Hawkins, of Pentonville, Civil Engineer, and Sampson Mordan, of Union Street, City Road, Portable Pen Maker for improvements of pencil holders, or port crayons, and on pens, for the purpose of facilitating writing and drawing by rendering the frequent cutting or menting of the points or nibs unnecessary - Sealed December 20, 1822"
Das Patent war möglicherweise gültig bis 1838. Im Jahr 1832 lesen wir in einem deutschen Buch:
"Verbesserte Bleifeder (Bleistiftrohr, Reißfeder), nach der Erfindung von I. Hawkins und Sampson Mordan. Wiiewohl es schon mehrere Arten von Bleifedern gibt, bei denen der von ihnen gehaltene Bleistift nach Belieben vor- und rückwärts geschoben werden kann, so verdient doch auch die von Hawkins und Mordan angegebene Einrichtung ..."
Hier wird also mitgeteilt, daß es auch vorher schon ähnliche Stifte gegeben haben muß.
Zur Person Sampson Mordan
Sampson Mordan wurde 1790 geboren und war Silberschmied. Er lernte bei Joseph Bramah, einem Schlosser und bedeutendem Erfinder. Mordan gründete 1815 ein eigenes Geschäft. 1823 kaufte Mordan die Patentrechte von Hawkins, meldete am 9. Juni 1823 seine erste Marke SM an. Ein Jahr später ging er eine Partnerschaft mit dem wohlhabenden Schreibwarenhändler Gabriel Riddle ein und es wurde eine neue Marke SM.GR (von Sampson Mordan und Gabriel Riddle) nach den Anfangsbuchstaben beider Namen) angemeldet. Der Stift wurde dann unter dieser Marke verkauft. Die Firmenadresse war 22 Castle Street, Finsbury in London. Im Jahr 1833 soll die Firma etwa 50 Angestellte gehabt haben. Am 20. Dezember 1836 wurde die Partnerschaft mit Riddle gelöst und Mordan produzierte die Bleistifte weiter unter der Firma "S. MORDAN & CO".
Sampson Mordan war verheiratet mit Elizabeth und sie hatten 6 Kinder: Elizabeth (geb. 1810), Sampson junior (1814), Francis (1817), Augustus (1820), Charles (1822), Emma (1824). Er starb am 9. April 1843, sein Unternehmen wurde aber von seinen Söhnen Sampson (junior) und Augustus weitergeführt und existierte bis zum Jahr 1941, als ein deutscher Bombenangriff in London die Firma auslöschte.
Zur Person John Isaac Hawkins
John Isaac Hawkins (1772–1855) war ein englischer Maschinenbauer, Unternehmer, Erfinder und Patentagent, eine sehr kreative Persönlichkeit seiner Zeit. Er wurde am 14. März 1772 in Taunton (Somerset, England) geboren. Etwa 1790 ging er in die USA und studierte u. a. Medizin. Hier erfand er 1800 das Pianino (aufrecht stehendes Klavier). Das nachfolgend abgebildete Instrument aus dem Jahr 1801 soll von ihm stammen.
Drei Jahre später patentierte er einen Pantographen, den er "Polygraph" nannte. Vielleicht stieß er in diesem Zusammenhang auf das Problem des Bleistiftspitzens genau wie auch Boucher.
1803 kam er nach England zurück und gründete in London eine Zuckerraffinerie. Er eröffnete auch ein Museum für "useful mechanical inventions". Er meldete nicht nur 1822 den mechanischen Bleistift an, sondern führte auch die Verwendung des harten Metalls Iridium in Schreibstiften ein, beschäftigte sich u. a. auch erfolgreich mit wasserfestem Zement und gilt als Erfinder des Pianinos / Standklaviers.
1848 siedelte er wieder in die USA über, wo er am 28. Juni 1855 in Elizabeth Town (New Jersey) starb.
Die Firma S. Mordan & Co wird uns später übrigens auch als Bleistiftspitzer-Verkäufer begegnen.
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1825 - Essex´s pencil pointer
In der britischen Zeitung Morning Chronicle erschien am 10. Januar 1825 folgende Anzeige:
Dies ist zugleich die bisher älteste nachgewiesene Verwendung des Begriffs "Pencil Pointer" im englischen Sprachraum.
Am 17. bzw. 20. Februar des gleichen Jahres erschien eine textgleiche Anzeige in der London Courier and Evening Gazette und dem Londoner Observer. Es wird ein kleiner Stiftspitzer beworben, mit dem man Bleistifte besser, als mit einem Messer anspitzen kann. Er wird laut Text bei Smith and Warner (Piccadilly) und Ackermann (Strand), sowie auch bei allen Vertreibern von Schreibmaterialien und allen Verkäufern von Bleistiften angeboten! Er ist somit garantiert auch hergestellt worden. Allerdings fehlt bisher jeglicher weiterer Hinweis zu dem Gegenstand. Ein Patent gibt es dazu nicht, eine anderweitige Beschreibung oder eine Zeichnung auch nicht. So wäre es wohl auch schwierig, einen noch erhaltenen solchen Gegenstand diesem Bleistiftspitzer zuzuordnen.
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1828 - Bernard Lassimonne (Frankreich)
Bernard Lassimonne (manchmal auch Lassimone geschrieben) aus Limoges (Department Haute-Vienne) meldete am 7. August 1828 in Frankreich ein Patent zu einem Bleistiftspitzer an ("instrument appelé par l'auteur taille-crayon"), was dann am 20. Oktober des gleichen Jahren veröffentlicht wurde.
Zur Person Bernard Lassimonne
Bernard Lassimone wurde am 29. oder 26. August 1787 in Chateauroux geboren. Seine Eltern waren Etienne (geb.4. April 1765, gest. 31. März 1834, beides in Chateauroux, Holzhändler oder / und Feuerwehrmann) und Madeleine Taude (geb. 11. Juli in Chateauroux). Er hatte zwei Brüder und zwar Francois (1790 - 1859, Lebensmittelhändler) und Claude Proper Lassimonne.
Im Jahr 1812 heiratete er in Limoges Valérie Broussaud Mazaud, wohnte also vielleicht schon dort (etwa 120 km vom Geburtsort entfernt).
Er war wohl Mathematiker (genauer für Geometrie). Lassimone hat an der Ausbildungsstätte "Ecole gratuite de dessin, instituée par la Société d'Agriculture, Sciences et Arts de Limoges, pour la classe industrielle" unterrichtet. Ich übersetze das mal mit "Freie Schule für Design, von der Gesellschaft für Landwirtschaft, Wissenschaft und Kunst von Limoges, gegründet für die Industrie". Der Name der Schule wird auch mit "Ecoles gratuites de Dessin, de Géometrie et de Méchanique" angegeben. Er war dort Professor für Design und auch Direktor dieser Schule, mindestens seit dem Jahr 1825 an.
Die Schule war auf der Rue Pont-Hérisson beheimatet. Hier ein Ausschnitt aus einem Adressbuch von Limoges aus dem Jahr 1830:
Er wohnte zu dieser Zeit Rue Lansecot (auch mit "Rue bas Lansecot" angegeben). Dort wurde von Lassimonne (oder von seiner Frau/Familienangehörigen) auch eine Kurz-/Galanteriewarenhandlung betrieben. Dies ist auch für das Jahr 1835 bestätigt.
Hier ein Ausschnitt aus einer Druckschrift der Schule aus dem Jahr 1834, was zeigt, dass er da Direktor der Designschule war.:
Im weiteren Auszug einer Druckschrift aus dem Jahr 1839, der beweist, dass er in diesem Jahr immer noch in der Schule im Dienst war (mit Sicherheit auch noch 1842, wahrscheinlich auch noch 1846):
Im Bulletin de la Société royale d'agriculture, des sciences et des arts de Limoges wird 1839 über einen Mal- und Zeichenkurs von Lassimone berichtet:
Hier noch ein kleines Bildchen von ihm in späteren Jahren:
Er starb am 25. Februar 1877 im hohen Alter von 89 Jahren in Limoges, und zwar in der Rue Pétiniaud Beaupeyrat.
Die Bleistift-Spitzvorrichtung von Lassimonne
Die Patentanmeldung liest sich in einer französischen Quelle aus dem Jahr 1829 so:
"Le sieur Lassimone (Bernard), géomètre, demeurant à Limoges, département de la Haute- Vienne, auquel il a été délivré, le 20 octobre dernier, le certificat de sa demande d´un brevet d´ínvention de cinq ans pour un instrument qu´il appelle taille-crayon."
Die Gültigkeitsdauer des Patentes betrug also 5 Jahre.
Hier eine 1836 veröffentlichte, sehr ausführliche deutsche Beschreibung des Patentes mit Zeichnungen:
Die Vorrichtung wurde tatsächlich verkauft, hier eine Information mit Preisangabe aus einer französischen Zeitung vom 17. Februar 1829:
Etwas später dann am 24. Dezember 1829 diese:
Der Preis betrug mindestens 7 Frances 50 Centimes. In der Zeitungsausgabe im Dezember werden außerdem auch Preise von 9, 15, 20, 25 und 30 Frances genannt. Scheinbar gab es verschiedene Ausführungen, wohl auch regelrechte Luxusvarianten, die den hohen Preis rechtfertigten. Verkauft wurden die Spitzgeräte von Binant, einem Pariser Händler für Malerzubehör mit Adresse Rue de Clery, Nr. 7.
Seit kurzem ist nun auch ein erhaltenes Exemplar bekannt, was sehr gut der Zeichnung im Patent entspricht. Hier ein Bild in Draufsicht:
Im abnehmbaren Deckel der Vorrichtung ist ein Schild eingeklebt, was noch sehr gut lesbar ist:
Man kann hier lesen, dass die Bleistiftspitzer beim Erfinder, M. Lassimonne in Limoges und bei seinem Partner, M. Binant, Papierhändler, rue de Clery no. 7 in Paris zu finden sind. Eine genauere Datierung ist nicht möglich.
In einem Pariser Adressbuch aus dem Jahr 1833 ist notiert:
Neben "hochwertigen" Bleistiften, echten englischen Stiften aus der Fabrikation von Broc(?)kmann und Langdon (es handelt sich um die bekannte engl. Firma Brookman & Langdon) werden auch "Taille crayons" nach der Erfindung von annonciert.
Auch 1837 und sogar in den Jahren 1846/1847 findet sich wortgleich dieser Eintrag, der Lassimonne - Apparat wurde also wahrscheinlich noch verkauft. 1850 fehlt dann diese Eintragung.
In einem Branchenbuch, dem Annuaire général du commerce, de l ´industrie, de la magistrature... aus dem Jahr 1847 ist unter "Crayons" unverändert notiert:
Binant wird im nachfolgenden Text ausführlich behandelt, weil er auch ein Bleistiftspitz-Patent hatte.
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1829 - Binant (Frankreich)
Im Handelshaus Binant wurden Papierwaren, Bürobedarf, Zeichenmaterialien, später vor allem Malereibedarf und auch Gemälde verkauft. Bei dem Geschäftsfeld ist es ganz logisch, daß man auch mal einen Bleistiftspitzer verkaufte. Es wurde die Bleistiftspitzvorrichtung des oben genannten Lassimonne vertrieben, möglicherweise auch ein von Binant modifiziertes Gerät.
Bleistift-Spitzvorrichtung von Binant
Im Jahr 1829 (wahrsch. Juni) meldete ein Herr Binant (manchmal auch Binaut geschrieben) in Frankreich ein Patent für einen Bleistiftspitzer an. Es handelt sich offensichtlich um Claude Francois Bruno Binant. Er verkaufte zu dieser Zeit die Bleistiftspitz-Vorrichtungen nach dem Patent von Lassimonne (siehe vor), so dass sein Patent möglicherweise damit im Zusammenhang steht. In einer französischen Zeitschrift wird 1829 geschrieben:
In einer Art Malzubehörkatalog in den Jahren 1836, 1839 und auch 1845 wird erwähnt, daß es bei Binant Spitzer gibt.
Das Handelshaus Binant / Claude Francois Bruno Binant
Das Handelshaus Binant wurde von Claude Francois Bruno Binant gegründet. Er war am 5. Oktober 1893 geboren worden. Seine Eltern waren Jean-Francois Binant (gest. 16. August 1803 in Margny-Aux-Cerises, kleines Dorf in Nordfrankreich) und Mélie Mabire.
Am 29. Oktober 1821 heiratete Claude Binant in Champien (ebenso kleines Dorf, nicht sehr weit von Margny-Aux-Cerises) Angélique-Thérèse Picart, 1797 in Champien geboren. Das frisch gebackene Ehepaar ging offensichtlich nach Paris, wo am 7. November 1822 ihr Sohn Louis-Alfred Binant in der Rue du Mail 39 geboren wurde.
Binant gründete im gleichen Jahr 1822 einen Laden für Malerei / Malereiartikel / Papeterie in Paris und zwar unter der Adresse Rue de Cléry 7 (teilweise auch Cléry Nr. 5) im Stadtteil Montmartre in Paris 35, rue du Mail.
In einer deutschen Zeitung aus der damaligen Zeit wird das wie folgt erwähnt:
"Ein Hr. Binaut ließ sich ein Patent auf einen Bleistift-Schneider ertheilen (Taille-crayon), der .... sehr gelobt, aber nicht beschrieben wird. Er wird vorzüglich für Damen empfohlen und gewahrt den Vortheil, daß die Finger nicht beschmuzt werden. Hr. Binaut wohnt zu Paris rue de Cléry N. 7. Unsere Nürnberger sollen sich Exemplare davon aus Paris kommen lassen, und sie für Bayern verfertigen".
Hier Adressbucheinträge aus dem Jahr 1833:
Hier Bilder, welche den Hauseingang und die Häuserfront der Rue de Cléry 5 / 7 in heutiger Zeit zeigen, wobei nicht klar ist, ob es sich wirklich noch um das Haus handelt:
Das Geschäft / die Firma scheint es mindestens seit 1822 gegeben zu haben. Besonders beschäftigte man sich mit Malerbedarf für Künstler, die bei ihm auch Gemälde ausstellten. Im folgenden das Deckblatt eines Verkaufskatalogs von Binant aus dem Jahr 1828, mit dem vielen Aquarelle, Miniaturen u. ä. angeboten wurden und ein Ausschnitt aus diesem, wo es um die Angebote von Binant (noch ohne Bleistiftspitzer) geht.
Man fertigte wahrscheinlich auch einige Dinge selbst, wie z. B. Bilderrahmen. Im Jahr 1847 findet man diese franz. Werbeanzeige:
Im Jahr 1851 gibt es im Pariser Adressbuch folgenden Eintrag:
Die Binant´s waren sehr aktiv auf dem Gebiet der Leinwandherstellung für Malerzwecke. So findet man häufig diesen Namen auf Leinwänden, z. B. "Ernest Binant". Am 13. Februar 1861 patentierte Louis Alfred Binant, Leinwandfabrikant, Paris, Rue Rochechouart Nr. 70 (auch im Montmartre-Gebiet), in Frankreich ein Verfahren zur Leinwandherstellung für die Malerei. Er führte wohl das Geschäft, denn 1867 gibt es einen Eintrag von L. A. Binant, Rue Clery 5.
1868 wird in einer englischen Quelle über die Leinwände von Binant lobend geschrieben:
Louis Alfred Binant starb am 9. Januar 1904 in Paris in der Rue Rochechouart.
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1829 - Charles Balthazar Julien Fevret de Saint-Mémin (Frankreich)
Im Jahr 1829 schlug Fevret de Saint-Menin einen verbesserten Pantographen vor, der auch eine Art Bleistiftspitzvorrichtung enthielt. es handelt sich also um eine ähnliche Vorrichtung, wie bereits vom Franzosen Boucher.
Charles Balthazar Julien Fevret de Saint-Mémin wurde am 12. März 1770 in Dijon / Frankreich geboren. Seine Eltern waren Benigne Charles Fevret und Victoire Marie de Motmans, Saint-Memin. wegen der franz. Revolution ging die Familie in die Schweiz und dann 1793 in die USA. Dort zeichnete er viele Portraits, wobei auch bedeutende Persönlichkeiten, wie Präsidenten porträtiert wurden. Gilles-Louis Chrétien (1754–1811) erfand 1786 in Versailles sowohl das Verfahren als auch den Begriff „Physionotrace“ (siehe hier). Fevret verwendete häufig diese spezielle Technik, bei der mit einem Pantographen gearbeitet wird. 1914 kam er aus Amerika zurück und arbeitete in Dijon als Direktor des Musée des Beaux-Arts de Dijon bis an sein Lebensende. Er starb in seiner Heimatstadt am 23. Juni 1852.
Nähere Informationen zu der Spitzeinrichtung oder eine Zeichnung liegen noch nicht vor.
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1830 - Joseph Body (Belgien)
Auf einer belgischen Ausstellung der nationalen Industrie im Juli 1830 in Brüssel stellte Joseph Body (Brüssel) zwei Bleistiftspitzer aus, hier Auszüge aus dem Katalog:
Es handelt sich um 2 Spitzer für Grafiker / Zeichner. Weiteres, z. B. ob sie überhaupt hergestellt worden sind, ist nicht bekannt.
Bei Joseph Body handelt es sich wahrscheinlich selbst um einen Kunstmaler / Zeichner. Dieser wurde am 1. Mai 1799 in der belgischen Stadt Liege als Kind von Jean Joseph Body und Marie George geboren. Er ging 1923 nach Brüssel und war dort Professor. 1932 heiratete er Jeanne Marie Antoine. Sie hatten folgende Kinder: Marie Louise Joséphine (1832 - 1901), Michel Henri Joseph (1834 - 1904), Albin Joseph (1836 - 1916), Octave (1839 - 1902), Joseph Victor (geb. 1842) und Marie Léontine (geb. 1844). Am 7. August 1873 starb er in seiner Geburtsstadt.
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Eine Seite informiert über die Spitzmaschinen der amerikanischen Firmen Everett Specialty und Cushman & Denison Mfg. Co..
Außerdem sind folgende Seiten über verschiedene Spitzmaschinen aus Deutschland online:
Avanti, Krandt´s Bleistiftspitzmaschine, Simplicia / Clou / Iduna, Jowei, Ergo / Ergo Extra, Optimax, Fram, Stern, Constanta, Potz-Blitz, Oryx und Quail.
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