Patentgeschichte - Industriegeschichte - Geschichten rund ums Bleistiftspitzen
Die Spitzmaschine Barso von W. Enterlein / Marschner & Co.
Die Spitzmaschine Barso ist sozusagen ein Phantom unter den Bleistiftspitzmaschinen. Sie taucht zwar an ganz wenigen Stellen in der zeitgenössigen Fachliteratur auf, wurde aber bis heute weder als Zeichnung, Bild oder sogar im Original gesehen.
Ich würde mich freuen, wenn Sie einen kleinen Kommentar im Gästebuch hinterlassen. Gern können Sie mir auch persönlich schreiben, interessiert bin ich stets auch an weiteren Infos zu dieser, anderen Spitzgeräten oder den Firmen dazu. Hier geht es zur Kontaktseite (bitte dort etwas runter scrollen).
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Wilhelm Enterlein / Marschner & Co - Die Spitzmaschine Barso letzte Änderung: Oktober 2024
Im November 1928 wird im Deutschen Reichsanzeiger gemeldet:
"... die Kommanditgesellschaft Büro-Bedarf Kommanditgesellschaft Marschner & Co. in Niedersedlitz. Gesellschafter sind die Kaufleute Wilhelm Bruno Gottfried Enterlein und Raimund Marschner in Dresden als persönlich haftende Gesellschafter und eine Kommanditistin. Die Gesellschaft hat am 10. November 1928 begonnen (An- und Verkauf von Gegenständen aller Art der Bürobedarfsindustrie), Niedersedlitz, Pestalozzistr. 6."
Zwei Tage (!!) später wird allerdings im gleichen Blatt gemeldet, dass der Kaufmann Raimund Marschner aus der Gesellschaft ausgeschieden ist. Er hat also eigentlich nur seinen Namen gegeben!
Der genannte andere Inhaber Wilhelm Bruno Gottfried Enterlein entstammte einer Unternehmerfamilie aus dem Dresdner Raum. Er war am 7. Januar 1895 als Sohn von Wilhelm Oswald Enterlein und Marie Charlotte Agnes Enterlein (geb. Möbius) geboren.
Bereits seit 1872 gab es in Kleinzschachwitz / Niedersedlitz bei Dresden eine Papierfabrik Oswald Enterlein, bei der Wilhelm Enterlein auch Teilhaber war.
Hier eine Postkarte von 1902:
Am 18. Oktober 1920 heiratete er Agnes Marie Ilse Bargou in Dresden. Agnes war die Tochter von Ernst Georg Bargou. Diese Tochter entstammt einer bedeutenden Unternehmerfamilie, die als Bargou (&) Söhne bekannte Kaufhäuser, die auch ein breites Angebot an Bürowaren aller Art hatten, betrieb.
Wilhelm Enterlein beschäftigte sich selbst mit Papier- / Bürowaren. Im September 1921 meldete er, wohnhaft in Hosterwitz bei Dresden, ein Gebrauchsmuster "Büro- und Reisehefter" an.
Im April 1926 meldete Wilhelm Enterlein unter Handelsregisternr. 19980 eine Firma Wilhelm Enterlein in Niedersedlitz, Mittelstr. 6 an. Er war Inhaber, der Geschäftszweck Handel mit Textilwaren.
Die oben genannte Firma Büro-Bedarf Kommanditgesellschaft Marschner & Co. meldete Ende 1928 eine Marke "Marcoprint" an. Der Geschäftsbetrieb wurde mit "Handel und Herstellung von Bürobedarfsartikeln" beschrieben. Die Warenzeichenanmeldung sollte für chemische Produkte für industrielle und wissenschaftliche Zwecke, Büro- und Kontorgeräte (außer Möbel) gelten.
Passend dazu wurde im Messeheft von Burghagens Zeitschrift für Bürobedarf für einen Schablonen-Flachdrucker mit dem Namen Marcoprint geworben (Preis 30 Reichsmark):
In der gleichen Zeitschrift stand im November 1930 notiert:
"Die Firma Büro-Bedarf Kommanditgesellschaft Marschner & Co., Fabrikation der "Marcoprint"-Schablonen-Rotationsdrucker und Flachdrucker, der "Barso" - Heftmaschine und Bleistiftspitzmaschine, wurde geändert in Wilhelm Enterlein, vorm. Büro-Bedarf Marschner & Co. Allein-Inhaber ist der bisherige alleinige Leiter der Firma und alleinige Konstrukteur der Apparate Wilhelm Enterlein. Der Betrieb befindet sich Leubenerstraße 59".
Diese Meldung deckt sich mit folgender Mitteilung im Deutschen Reichsanzeiger unter der Handelsregisternr. 21021:
"Eine Kommanditistin ist ausgeschieden. Die Gesellschaft ist aufgelöst. Der Kaufmann Wilhelm Bruno Gottfried Enterlein führt das Handelsgeschäft als Alleininhaber fort."
Wir erfahren also aus der Bürobedarf-Zeitschrift, dass die Firma 1930 eine Bleistiftspitzmaschine Barso und auch ein gleichnamiges Heftgerät angeboten hat.
Bisher ist dazu keine Abbildung / Zeichnung, ein Patent oder etwas anderes bekannt. Auch ist wohl noch keine erhaltene Spitzmaschine aufgetaucht, die diesem Namen zugeordnet werden kann. Es kann sich eigentlich nicht bloß um eine Namensvariante eines anderen Modells handeln, denn Enterlein wird ja oben ausdrücklich als "Konstrukteur" genannt.
Der Name Barso könnte vielleicht von seiner durch Heirat entstandenen Verwandtschaft mit der Familie Bargou inspiriert worden sein: Barso von Bargou Soehne.
In der 1931/32er Ausgabe des Papieradressbuches wurde die Firma Büro-Bedarf Kommanditgesellschaft Marschner & Co., Niedersedlitz b. Dresden (eigentlich ja inzwischen schon umbenannt), Leubener Str. 59 unter folgenden Kategorien notiert:
Heftapparate und Bleistiftspitzmaschinen: Barso
Vervielfältigungsapparate: Marcoprint
1931 meldete Marschner & Co. ein Patent an "Farbtuch für Rotationsschablonendrucker", was allerdings als ausgegebenes Patent noch nicht gefunden werden konnte.
Im Februar 1934 wurde mitgeteilt, dass die Handelsniederlassung nach Dresden, Große Brüdergasse 45 verlegt worden ist.
Im Illustrierten Tageblatt - Sächsische Heimatzeitung wurde im April des gleichen Jahres gemeldet:
"Am Geburtstag des Führers haben die Firmen Bargou Söhne und Wilhelm Enterlein jedem Mitglied ihrer Belegschaft für diesen Sommer eine bezahlte Urlaubswoche über Tarif hinaus zugesagt und damit gleichzeitig einen Mehrbedarf von etwa 1500 Tagewerken für Ferienaushilfen während des Sommers zu schaffen. Ein schönes Beispiel, das Nachahmung verdient.
Im Februar 1937 wird im Deutschen Reichsanzeiger vermeldet:
"...betrifft die Firma Wilhelm Enterlein vorm. Büro-Bedarf Marschner & Co. in Niedersedlitz. Der Kaufmann Wilhelm Bruno Gottfried Enterlein ist ausgeschieden. Der Kaufmann Dr. jur. Erich Bargou in Dresden ist Inhaber."
Da hat dann also ein Mitglied der angeheirateten Bargou - Familie übernommen!
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