Patentgeschichte - Industriegeschichte - Geschichten rund ums Bleistiftspitzen
Die Spitzmaschine Simplicia von Richard Schleinitz / Idea GmbH
letzte Änderung: September 2024
Hier wird über eine seltene Bleistiftspitzmaschine berichtet, die Anfang der 20er Jahre in Sachsen hergestellt wurde. Ich würde mich freuen, wenn Sie einen kleinen Kommentar im Gästebuch hinterlassen. Gern können Sie mir auch persönlich schreiben, interessiert bin ich stets auch an weiteren Infos über das Thema. Hier geht es zur Seite Kontakt / Literatur.
Die Bleistiftspitzmaschine Simplicia und deren Herkunft
Die Spuren der Spitzmaschine führen sowohl nach Dresden, als auch nach Leipzig.
In einem sächsischen Bezugsquellen-Verzeichnis von 1923 findet sich folgender Eintrag einer Richard Schleinitz GmbH:
Im Offiziellen Bezugsquellen-Verzeichnis und Export-Adreßbuch der sächsischen Industrie steht Richard Schleinitz neben Emil Grantzow und Ergo GmbH unter Bleistiftspitzmaschinen mit Adresse Große Plauensche Str. 13.
Im Dresdner Adressbuch von 1925/26 steht in der Kleinen Plauenschen Gasse 60 für das Hinterhaus:
"Richard Schleinitz, Maschinenfabrikation"
Die Kleine Plauensche Gasse war mit insgesamt 64 Hausnummern gar nicht so klein. Die Gegend wurde im Krieg leider stark zerstört und später völlig neu bebaut.
In der Beckumer Volks-Zeitung vom 24.01.1925 steht "Als die beste Bleistiftspitzmaschine, die es zur Zeit gibt, hat sich die bekannte "Simplicia" (Firma Schleinitz, Dresden) bewährt."
Der oben abgebildete Bezugsquellen-Eintrag könnte mit dieser Spitzmaschine Simplicia im Zusammenhang stehen.
Am 8. Februar (Ausgabe wohl am 30. Mai 1924) meldete dieser Richard Schleinitz, Kl. Plauensche Str. 60 ein Gebrauchsmuster "Führungskopf für Schreibstiftspitzmaschinen", was leider nicht inhaltlich vorliegt, beim Patentamt an. Ebenso 1924 meldete er übrigens ein anderes Gebrauchsmuster "Zigarettenetui" an.
Die Eintragung von Schleinitz im Dresdner Adressbuch kann man so die nächsten Jahre finden.
Johannes Richard Schleinitz wurde am 30. September 1881 in Loschwitz als Sohn von Ernst Moritz und Albertine Auguste Schleinitz geboren. Er starb am 5. März 1957 in Dresden.
Interessanterweise taucht 1925 in einem Dresdner Branchenadressbuch folgende Eintragung unter der Kategorie "Büromaschinen" auf:
"IDEA AG Kl. Plauensche Gasse 60"
Was macht diese Leipziger Firma, die hier ausführlich behandelt wird, in Dresden?
Die Bleistiftspitzmaschine Simplicia ist eine Sternmesser-Spitzmaschine vom "Avanti - Typ", die Ähnlichkeit zur Avanti ist sehr groß. Die Simplicia gab es wohl seit 1924 (der bisher früheste Nachweis ist die obige Zeitungsmeldung vom 24.01.1925). Simplicia ist lateinisch und bedeutet "einfach".
Hier eine Annonce, die wahrscheinlich aus dem Jahr 1925 stammt:
Angeboten wird hier die Maschine von der IDEA AG, Maschinenfabrik, Leipzig, also nicht von Schleinitz! Dies steht etwas im Widerspruch zur obigen Zeitungseintragung auch aus dem Jahr 1925. Auf der Maschine ist auch das ? - Logo abgebildet und tatsächlich sind bisher keine erhaltenen Maschinen bekannt, die einen Hinweis auf Schleinitz zeigen. Die Maschine funktioniert nach dem Cutterprinzip mit einem 6-schneidigem Messer und ähnelt stark dem damaligen Marktführer solcher Bleistiftspitzmaschinen, der Dresdner Avanti. Es ist wohl sehr naheliegend, dass auch die Simplicia aus Dresden stammt bzw. überhaupt dort von Schleinitz für die Leipziger IDEA hergestellt wurde.
Die Maschine wird in der Annonce schon mit dem Attribut "bewährt" genannt. Sie ist bis auf die Bezeichnung auf dem Spänebehälter wahrscheinlich identisch mit der Stern der Krauthaus & Co, auch aus Leipzig. Letztere Firma war eher ein Handelshaus und verkaufte auch mal die Avanti.
Hier eine Poster- oder Werbeabbildung der Simplicia, wahrscheinlich aus dem Jahr 1926:
Im Handbuch für Büromaschinen (1927) steht folgende Eintragung für die Simplicia:
Sie wiegt also etwa 600 g und kostete 12 Mark.
Hier nun Abbildungen einer solchen Maschine:
Neben dem Schriftzug Simplicia und einem Firmenlogo der IDEA ist auch in schwarz notiert D.R.G.M." dies steht für Deutsches Reichs-Gebrauchsmuster. Ob damit das oben genannte Gebrauchsmuster von Schleinitz gemeint ist, bleibt unklar.
Hier weiterhin Bilder einer anderen, gut erhaltenen Maschine diesen Typs:
Das Abziehbild sieht hier anders aus. Schrift und Logo sind nun nicht mit Goldschrift ausgeführt, sondern Schwarz. Das Logo ist mit Weiß ausgefüllt. Es fehlt auch der Hinweis auf das Gebrauchsmuster. Unklar bleibt, ob das auf einen anderen Herstellungszeitraum hinweist (nach Ablauf des Gebrauchsmusterschutzes ?).
Zwei weitere Bilder dieser Maschine:
Alle Maschinen zeigen die typischen gelblichen Zierränder auf dem Gehäuse, auf dem Fuß ein Strich, auf der Rückseite zwei Striche.
Weiterhin gab es eine baugleiche Maschine mit Namen Mephisto von L & C Hardtmuth. Eine Abbildung kann hier nicht gezeigt werden. Sie war wahrscheinlich ein Auftragsbau von IDEA für die große Firma Hardtmuth und sollte in die entsprechende Produktreihe von Hardtmuth mit Namen Mephisto passen. In analoger Weise ließ sich Hardtmuth auch eine Spitzmaschine EROS von der kleinen Dresdner Firma Johann Weiss herstellen, siehe hier.
Schließlich gab es wohl noch ein weiteres baugleiches Modell einer Moment AG aus Berlin (um 1924), wobei diese Firma bisher nicht näher identifiziert werden konnte.
Erich Täubert verkaufte (wahrscheinlich Anfang der 30er Jahre) auch eine eigene Spitzmaschine mit Namen Constanta, die wohl der Simplicia glich (siehe eigene Seite). Er war eher Großhändler, vertrat auch andere Büroartikel, wie Heftmaschinen. So ist es sehr wahrscheinlich, dass die Constanta nur eine für ihn exklusive Ausführung der Simplicia war bzw. quasi die Nachfolgeproduktion nach der Einstellung der Simplicia. "
Im Dresdner Adressbuch taucht 1929 neben dem oben genannten Schleinitz 1929 auf der Plauenschen Gasse 60 dann zusätzlich im Hinterhaus auch folgender Eintrag auf:
"Johannes Maase, Fabrikation"
Im Branchenadressbuch für Mitteldeutschland steht in den bisher suchbaren Jahren 1935 bis 1939 der Eintrag "Maase Jhs. Kl. Plauensche Gasse 60" unter Bleistiftspitzmaschinen. Unklar ist allerdings mit welchem Modell er zu tun hatte!
Es handelt sich um Johannes Hermann Robert Maase. Er war am 27. Juni 1882 in Breslau geboren wurden als Sohn von Paul Maase und Bertha Maase geb. Rahn in Breslau geboren wurden.
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