Patentgeschichte - Industriegeschichte - Geschichten rund ums Bleistiftspitzen
Die Geschichte der Idea Maschinenfabrik (Leipzig, Berlin) und ihrer Spitzmaschinen
letzte Änderung: 08. März 2023
Hier wird über die kleine Firma IDEA Maschinenfabrik (Leipzig, später Berlin) und deren Bleistiftspitzmaschinen berichtet. In die Informationen flossen eine Vielzahl von Einzelinfos ein, die durch aufwändige Recherchen (u. a. auch im Staatsarchiv Sachsen) ermittelt worden sind. Ich würde mich freuen, wenn Sie einen kleinen Kommentar im Gästebuch hinterlassen. Gern können Sie mir auch persönlich schreiben, interessiert bin ich stets auch an weiteren Infos zur Firma und ihren Produkten - egal, ob Spitzmaschinen oder andere Geräte. Hier geht es zur Seite Kontakt / Literatur.
Die Firma von Martin Berndt Apparatebau
Ein quasi Vorläufer der IDEA Maschinenfabrik war eine kleine Firma von Martin Berndt (Apparatebau, Ingenieurbüro) in Leipzig-Eutritzsch, Delitzscher Str. 11.
Die Firma wurde November/Dezember 1919 in das Handelsregister eingetragen als "Martin Berndt, Apparatebau", Geschäftszweig: Betrieb eines Fabrikationsgeschäftes für Herstellung von Büromaschinen und Apparaten aller Art. Sie ist 1920 auch unter "Büromaschinen" im Leipziger Adressbuch eingetragen. In der Papier-Zeitung 1919 wurde die Geschäftsgründung ebenso öffentlich gemacht mit der Angabe obigen Geschäftszweiges.
Vor 1920 gibt es im Leipziger Adressbuch einen Eintrag "Martin Berndt, Oberingenieur in D F W, Gohlis". Offensichtlich arbeitete Berndt bei den Deutschen Flugzeugwerken. Diese wurden 1911 in Lindenthal bei Leipzig zunächst als Sächsische Flugzeug-Werke gegründet. Gohlis bzw. Lindenthal liegen genau neben Eutritzsch, es handelt sich bei der Eintragung sicher um Berndt, der sich vielleicht Ende 1919 selbstständig machte.
Martin Berndt stellte eine Spitzmaschine nach dem Fräserprinzip her, die er EMBE nannte (offensichtlich nach den Initialen seines Namens (M. B.). Am 8. Oktober 1919 erschien ein deutsches Reichspatent mit dem Titel "Schreibstiftspitzmaschine" von Martin Berndt (Leipzig-Eutritzsch). Veröffentlicht wurde das Patent aber erst am 30. September 1921. Sie wurde 1920 als Universal-Bleistiftspitzmaschine EMBE beworben, aber nur kurz hergestellt. Im Adressbuch von 1921 taucht die Firma in der Kategorie "Büromaschinen" auf. Wahrscheinlich verkaufte Berndt bereits 1921 die Rechte an die IDEA Maschinenfabrik. Seine Firma in Eutritzsch existierte aber auch nach 1920. Bis 1925 ist sie noch mit "Martin Berndt Apparatebau Delitzscher Str. 11" eingetragen. 1926 wird dann die Adresse von Martin Berndt Apparatebau mit Dittrichring 31 angegeben (er selbst wohnte wohl auf der Fichtestr. 3). Im Reichs-Branchen-Adressbuch von 1928 ist die Firma noch notiert. 1929 steht Martin Berndt nicht mehr im Leipziger Adressbuch.
IDEA Maschinenfabrik
Wann die Firma IDEA gegründet worden ist, kann noch nicht gesagt werden. IDEA ist eine Abkürzung und steht eigentlich für Industrie-Dienst Ein- und Ausfuhr GmbH, meist findet man aber nur die 4 Buchstaben, angehängt noch "Maschinenfabrik" . Am 23. Februar 1922 meldete die Firma eine Wortmarke "TERMINATOR" für Uhren an. Die Firma ist 1924 als IDEA GmbH in Leipzig unter "Bürobedarf" mit Adresse Salzgäßchen 6 eingetragen. Im Folgejahr ist die Firma erstaunlicherweise als IDEA Aktiengesellschaft Salzgäßchen 6, Handelshof und auch mit "Zackenmuster - Schneidemaschinen, Heftapparate" notiert.
1925 wird in der Zeitschrift für Bürobedarf im März 1925 auf einen IDEA - Produktkatalog hingewiesen:
Hier werden die Bleistiftspitzmaschinen Iduna und Simplicia, die IDEA - Schneider für Büro und gewerbliche Betriebe sowie die Verstärkungslochmaschine Colligo genannt (zu den Geräten siehe unten).
Auch im Jahr 1925 gibt es einen Hinweis auf eine Berliner Filiale der Firma auf der Junkerstr. 18:
In den Jahren 1929 - 1932 ist ein Auslieferungslager in Berlin auf der Steifensandstr. 9 belegt:
Dies wird von einem Bruno Gentz betrieben.
Etwas merkwürdige Eintragungen gibt es für die Leipziger Firma in einem 1929er Reichs-Branchen-Adressbuch:
- unter Bürobedarfsartikel: IDEA AG auf der Grimmaischen Str. 1 - 7
- unter Büromaschinen: Simplicia GmbH: Hainstr. 17 - 19
Wahrscheinlich ab etwa 1930 ist die Firma dann (auch / nur ?) in Leipzig auf der Lilienstr. 25 angesiedelt. Hier eine Eintragung im Reichs-Branchen-Adressbuch von 1934:
Aus einem Fernsprechbuch von 1936 ist folgende Notiz:
Hier ist unter Adresse Lilienstr. 25 von Hauptbüro und "Fbk." (also "Fabrik") die Rede.
Ein Hans Michaelis übernahm wahrscheinlich erst gegen Ende der 30er Jahre die Firma. Er wohnte 1935 auf der Karl-Krause Str. 21 in Leipzig und wird im Adressbuch mit Beruf "Kaufmann" bezeichnet. Vorher hatte er zumindest keinen eigenen Haushalt in Leipzig. Ab 1936 bis mindestens 1943 wohnte Michaelis auf der Waterbergstr. 10 in Leipzig. Wegen eines von ihm im April 1937 angemeldeten Patentes zu einem "Streifenschneider" wird er da wohl schon mit der Firma im Zusammenhang gestanden haben. Es gibt einen Hinweis, dass am 30.12.1937 eine Eintragung ins Handelsregister als Idea - Maschinenfabrik Hans Michaelis e. K. erfolgt ist (e. K. steht für eingetragenen Kaufmann, also Privatfirma, also keine GmbH mehr).
Im Leipziger Fernsprechbuch 1938/39 findet sich folgende Eintragung:
1939 produzierte die Firma neben Bleistiftspitzmaschinen in geringerem Umfang Papierschneidemaschinen und auch Reißschienenführungen. Außerdem wurden in großer Stückzahl Ersatzfräser und -messer für Spitzmaschinen (siehe untenstehende Werbeabbildung) hergestellt. Hier die Produktion der Firma in Stückzahlen (entnommen Unterlagen für die IHK nach dem Krieg):
Es wurden also 1939 insgesamt 7000 Bleistiftspitzmaschinen und 54.000 Ersatzfräser und -messer hergestellt. Der Umsatz soll etwa 125.000 Reichsmark betragen haben. Die Mitarbeiterzahl betrug 25, die Nutzfläche 395 m².
Die Firma überlebte die Kriegszeit. Allerdings wurden wohl während des Krieges keine Bürogeräte hergestellt. Im Jahr 1944 wurde von 41 Beschäftigten ein ähnlicher Umsatz wie 1939 erreicht, allerdings wurden 250.000 metallische Kleinteile unbekannter Art hergestellt (vielleicht Kriegsproduktion). 1945 gibt es eine Umsatzzahl bis etwa September von nur 37.000 Reichsmark und es wurden bis dahin 60.000 Kleinteile, 10.000 Ersatzfräsern/-messer sowie 5.500 Reißschienenführungen produziert. Die Mitarbeiterzahl wird mit 21 (davon 15 Arbeiter, 1 Ingenieur/Techniker/Meister) angegeben. Im Oktober betrug der gefertigte (oder verkaufte ?) Warenwert nur 3100 RM, im November dann 10700 RM, um im Dezember wieder auf nur 3200 RM zu sinken. Hier ein Überblick über den Maschinenbestand im Oktober 1945:
IDEA verfügte u. a. über 7 Drehbänke, 4 Fräsmaschinen, 5 Bohrmaschinen und 6 Schleifmaschinen.
Am 1. September 1945 verfügte die Firma über Lagerbestände von 1100 kg Eisen, 1300 kg Stahl und 1250 kg Messing, während Spritzguß und Grauguß völlig fehlte. Die Spritzgußteile, für die ein monatlicher Bedarf von 800 kg angegeben wurde, waren bisher (zumindest hauptsächlich) von der Firma O. Gerock, Heilbronn bezogen worden. Die Graugußteile (Bedarf monatlich 1500 kg) waren bisher vom Erlawerk in Erla/Schwarzenberg bezogen worden. Es gab offensichtlich Probleme, diese Spritzguß- und Graugußteile zu bekommen. Der Bestand an Halbfabrikaten betrug 171.000 Einzelteile für Bleistiftspitzmaschinen, Fräser und Messer. Als Fertigwaren wurden neben über 2000 Ersatzfräsern/-messern und 572 Reißschienenführungen nur ganze 19 Bleistiftspitzmaschinen aufgeführt.
Anfang 1946 wird die Produktionstätigkeit wie folgt beschrieben:
"Reißschienen-Führungen IDEA, Ersatzfräser und -messer für Spitzmaschinen, Schneidemaschinen, Reparaturen und Ausführung von Nachschliffarbeiten". Außerdem wird berichtet: "Vorbereitung von Teilen für Spitzmaschinen und Schneidemaschinen, da für die endgültige Fertigung noch Spezialgussteile aus einer anderen Besatzungszone fehlen, über deren Bezugsermöglichung noch Verhandlungen laufen. Die vorliegenden Aufträge beziffern sich auf einen Wert von rund 800 bis 900.000 Reichsmark. Zu dem Zeitpunkt hatte die IDEA Maschinenfabrik 21 Beschäftigte (davon 6 Frauen)." Die Firma war weiterhin in Leipzig ansässig. So findet man in den Jahren 1947 bis 1949 im Handelsregister den Eintrag als Büromaschinenhersteller "Hans Michaelis Lilienstr. 25 Inh. Hans Michaelis, Prok. Helmut Knauer". Hans Michaelis war also weiter Inhaber. Ein gewisser Helmut Knauer hatte Prokura. Im Adressbuch von 1941 gibt es einen Helmut Knauer, mit dem Zusatz "kaufmänn. Angestellter", wohnhaft Markthallenstr. 14. In den Jahren 1942 und 1943 ist er dann stattdessen als Prokurist eingetragen. Das könnte der richtige Mann sein. 1948 fehlt er dann aber im Namensteil des Adressbuches. Da gab es zu dieser Zeit nur einen Helmut Knauer, nämlich "Helmut Knauer, Fliederhof 22", der als Vulkaniseur aber wohl nicht in Frage kommt.
Hier ein Eintrag in einem Branchenadressbuch aus dem Jahr 1949:
Durch die Währungsumstellung gab es 1949/1950 Probleme, wie ein Schriftverkehr mit der Industrie- und Handelskammer Leipzig zeigt. Hier der Briefkopf eines Schreibens von Anfang 1950:
und hier die Originalunterschrift von Hans Michaelis aus diesem Brief an die IHK:
Hier ein Brief vom Juli 1949 vom Inhaber Hans Michaelis an die IHK, welcher das Problem verdeutlicht.
Der Bitte wurde übrigens NICHT entsprochen, es wurden lediglich 100 DM erlassen!
Auch Ende 1951 war die Firma noch in Leipzig angesiedelt, wie folgende Rechnung über das Schleifen von Walzenfräsern beweist:
Michaelis selbst wohnte mindestens bis 1949 weiterhin in der gleichen Wohnung, wobei man die Waterbergstraße nach dem Krieg in Neumannstraße umbenannt hatte. Die Firma blieb bis ins Jahr 1953 in Leipzig und wurde wahrscheinlich am 14. November im Handelsregister gelöscht.
Die Firma Idea Maschinenfabrik (Berlin)
Ende 1953, also bereits einige Jahre nach Gründung der DDR, ging Hans Michaelis mit seiner Firma nach Westberlin.
Mit folgender Anzeige in Burghagens Zeitschrift für Bürobedarf im November 1953 informierte Michaelis, dass seine Firma jetzt in Berlin-West ansässig ist, "im neuen Kleid aus verbesserter West-Fertigung":
Die IDEA-Maschinenfabrik Hans Michaelis KG. (nun also Kommanditgesellschaft), als die sie nun firmierte, stellte wieder die Reißschienenführung IDEA her, Original-Iduna-Fräser, schliff nach und reparierte. "In aller Kürze" sollte auch wieder die Universal-Spitzmaschine IDUNA-2, die Lohnlisten-Streifen-Schneidemaschine IDEA-XI und der IDEA-Schneider für Büro und Betrieb gefertigt werden.
Handelsgerichtlich eingetragen wurde die Firma etwa im Oktober 1954 zunächst mit Anschrift in Charlottenburg, Horstweg 36. Hans Michaelis ist persönlich haftender Gesellschafter. Kurz danach wurde die handelsrechtliche Adresse zu Kaiserdamm 11 geändert, wie bereits in der oben stehenden Anzeige genannt.
Aus einem 1954 angemeldeten Patent wissen wir, dass er selbst zu dieser Zeit in Charlottenburg, Witzlebenstr. 36 wohnte. Das sind nur 5 Minuten Fußweg zum Kaiserdamm 11.
Im Berliner Telefonbuch findet sich ein Eintrag der Firma IDEA-Maschinenfabrik Hans Michaelis KG. in den Jahren 1955 - 1960/61, hier beispielhaft der für 1956:
Nach 1961 scheint die Firma erloschen zu sein.
Verbindung der IDEA Maschinenfabrik nach Dresden / Richard Schleinitz
Es gibt eine interessante Verbindung der IDEA Maschinenfabrik nach Dresden. In einem Dresdner Branchenadressbuch taucht 1925 folgende Eintragung unter der Kategorie "Büromaschinen" auf:
"IDEA AG Kl. Plauensche Gasse 60"
Gemeint ist hier die Kleine Plauensche Gasse, die mit insgesamt 64 Hausnummern gar nicht so klein war. Die Gegend wurde im Krieg leider stark zerstört und später völlig neu bebaut.
In einem sächsischen Bezugsquellen-Verzeichnis von 1923 findet sich folgender Eintrag:
Im Dresdner Adressbuch von 1925/26 steht passend dazu in der Kleinen Plauenschen Gasse 60 für das Hinterhaus:
"Richard Schleinitz, Maschinenfabrikation"
Der oben erwähnte Adresseintrag der IDEA fehlt dagegen. In der Beckumer Volks-Zeitung vom 24.01.1925 steht "Als die beste Bleistiftspitzmaschine, die es zur Zeit gibt, hat sich die bekannte "Simplicia" (Firma Schleinitz, Dresden) bewährt." Dies deutet darauf hin, dass die unten näher beschriebene Simplicia originär von Schleinitz hergestellt und vielleicht teilweise auch von ihm vertrieben wurde. Am 8. Februar (Ausgabe wohl am 30. Mai 1924) meldete dieser Richard Schleinitz, Kl. Plauensche Str. 60 ein Gebrauchsmuster "Führungskopf für Schreibstiftspitzmaschinen", was leider nicht inhaltlich vorliegt, beim Patentamt an. Ebenso 1924 meldete er ein anderes Gebrauchsmuster "Zigarettenetui" an. Johannes Richard Schleinitz wurde am 30. September 1881 in Loschwitz als Sohn von Ernst Moritz und Albertine Auguste Schleinitz geboren. Er starb am 5. März 1957 in Dresden.
Die Eintragung von Schleinitz kann man so die nächsten Jahre finden, bis 1929 dann zusätzlich im Hinterhaus auch folgender Eintrag auftaucht:
"Johannes Maase, Fabrikation"
Es gibt in einem der folgenden Jahre (im Moment nicht angebbar, wann genau) einen Eintrag für Maase unter "Bleistiftspitzmaschinen", er muss also irgendwie mit der Spitzmaschinen - Produktion befasst gewesen sein, ob nun für die IDEA GmbH bleibt unklar.
Bleistiftspitzmaschinen Simplicia und Clou
Simplicia
Am 28. Februar 1922 meldete die IDEA GmbH in Deutschland ein Patent mit dem Titel "Selbstspannendes Klemmfutter für stabförmige Werkstücke" an, was am 21. August 1924 veröffentlicht wurde. Aus dem Inhalt:
Das dargestellte Patent scheint aber nicht im Zusammenhang zu stehen mit der nachfolgenden Sternmesser-Spitzmaschine Simplicia. Diese Bleistiftspitzmaschine ist eine Sternmesser-Spitzmaschine vom "Avanti - Typ", die Ähnlichkeit zur Avanti ist sehr groß. Die Simplicia gab es wahrscheinlich ab dem Jahr 1924, vielleicht auch schon 1923. Simplicia ist lateinisch und bedeutet "einfach". Wie oben geschrieben, gibt es auch Hinweise, dass die Maschine in Dresden hergestellt wurde, wenn auch wohl für die IDEA. Das würde insofern passen, weil ja Dresden der europäische Ausgangspunkt für diese Art von Spitzmaschinen war
Hier eine Annonce, die wahrscheinlich aus dem Jahr 1925 stammt:
Hier wird die Maschine schon mit dem Attribut "bewährt" bezeichnet. Sie funktioniert nach dem Cutterprinzip mit einem 6-schneidigem Messer und ähnelt stark dem damaligen Marktführer solcher Bleistiftspitzmaschinen, der Dresdner Avanti. Bisher ist nur eine Ausführungsform bekannt, d. h. es gibt in der Gestaltung der Maschinen keine sichtbaren Unterschiede. Sie ist bis auf die Bezeichnung auf dem Spänebehälter wohl identisch mit der Stern der Krauthaus & Co, auch aus Leipzig. Letztere Firma war eher ein Handelshaus und verkaufte auch mal die Avanti, weshalb es sehr wahrscheinlich ist, dass die IDEA GmbH / AG der originäre Hersteller war.
Hier eine Poster- oder Werbeabbildung der Simplicia, wahrscheinlich aus dem Jahr 1926:
Im Handbuch für Büromaschinen (1927) steht folgende Eintragung für die Simplicia:
Hier nun Abbildungen einer solchen Maschine:
Neben dem Schriftzug Simplicia und einem Firmenlogo der IDEA ist auch in schwarz notiert D.R.G.M." dies steht für Deutsches Reichs-Gebrauchsmuster. Ob damit das oben genannte Gebrauchsmuster von Schleinitz gemeint ist, bleibt unklar.
Hier weiterhin Bilder einer anderen, gut erhaltenen Maschine diesen Typs:
Das Abziehbild sieht hier anders aus. Schrift und Logo sind nun nicht mit Goldschrift ausgeführt, sondern Schwarz. Das Logo ist mit Weiß ausgefüllt. Es fehlt auch der Hinweis auf das Gebrauchsmuster. Unklar bleibt, ob das auf einen anderen Herstellungszeitraum hinweist (nach Ablauf des Gebrauchsmusterschutzes ?).
Zwei weitere Bilder dieser Maschine:
Alle Maschinen zeigen die typischen gelblichen Zierränder auf dem Gehäuse, auf dem Fuß ein Strich, auf der Rückseite zwei Striche.
Weiterhin gab es eine baugleiche Maschine mit Namen Mephisto von L & C Hardtmuth. Eine Abbildung kann hier nicht gezeigt werden. Sie war wahrscheinlich ein Auftragsbau von IDEA für die große Firma Hardtmuth und sollte in die entsprechende Produktreihe von Hardtmuth mit Namen Mephisto passen. In analoger Weise ließ sich Hardtmuth auch eine Spitzmaschine EROS von der kleinen Dresdner Firma Johann Weiss herstellen, siehe hier.
Schließlich gab es wohl noch ein weiteres baugleiches Modell einer Moment AG aus Berlin (um 1924), wobei diese Firma bisher nicht näher identifiziert werden konnte.
In Berlin gab es auch einen Vertreter für die IDEA-Spitzmaschinen und zwar war das Erich Täubert. Im 1940er und 1941er Adressbuch gibt es folgende Eintragung:
Er vertrieb zu dieser Zeit die Bleistiftspitzmaschine Clou und auch die unten thematisierte Fräser-Spitzmaschine Iduna. Die Adresse war Hollmannstr. 11. Er ist unter Bürobedarf verzeichnet, aber mit dem Hinweis "Verkauf nur an Wiederverkäufen".
Von der Hollmannstr. 41 aus vertrieb übrigens ein Arthur Täubert die Jupiter-Spitzmaschine, sicherlich ein Verwandter von Erich.
Erich Täubert verkaufte (wahrscheinlich Anfang der 30er Jahre) auch eine eigene Spitzmaschine mit Namen Constanta, die wohl der Simplicia glich (siehe eigene Seite). Er war eher Großhändler, vertrat auch andere Büroartikel, wie Heftmaschinen. So ist es sehr wahrscheinlich, dass die Constanta nur eine für ihn exklusive Ausführung der Simplicia war bzw. quasi die Nachfolgeproduktion nach der Einstellung der Simplicia.
Bleistiftspitzmaschine Clou
Der Verkaufsstart der Bleistiftspitzmaschine Clou der IDEA Maschinenfabrik war einige Jahre später, als der der Simplicia. Vielleicht löste sie diese auch ab. Nach einem Eintrag in Burghagens Zeitschrift für Bürobedarf wurde sie ab 1930 angeboten. Sie funktioniert genauso nach dem Cuttermesser-Prinzip, weist jedoch einige abweichende Besonderheiten im Vergleich zu den anderen Maschinen der "Avanti"-Klasse auf.
IDEA GmbH, Maschinenfabrik 24. Juni 1928, herausgegeben 20. Januar 1932 "Spannfutter für Bleistiftspitzmaschinen"
Hier zwei Abbildungen einer solchen Maschine:
Neben der Beschriftung "CLOU" ist auch das IDEA-Logo abgebildet. Korpus und Spänebehälter unterscheiden sich in der Form von ähnlichen Maschinen. Auch wurde die Spitzmaschine stets mit einem Holzfuß geliefert. Die Clou besitzt einen aus einem Polymermaterial (Phenoplast ?) hergestellten durchsichtigen Schutzeinsatz, der natürlich nach der langen Zeit häufig defekt ist oder ganz fehlt. In der Anfangszeit hatte die Maschine auch eine kleine Feile.
Ein Problem für die Haltbarkeit der Clou ist die verwendete Metalllegierung. Die Maschine besteht aus einer Zinklegierung, die leider das Phänomen der Zinkpest zeigt. Diese Erscheinung, nicht zu verwechseln mit der Zinnpest, tritt bei Zinkdruckgußlegierungen auf, die mit ungeeigneten Legierungsmischungen hergestellt wurden. Sie ist unaufhaltbar, wird durch hohe Luftfeuchtigkeit gefördert.
Hier ein Foto von einer weiteren solchen Maschine mit eingestecktem Bleistift, welche einen zusätzlichen Adressaufkleber aufweist:
Wahrscheinlich wurde diese Maschine in Bernburg vom Büromaschinenhändler Gustav Friedrich verkauft. Im Bernburger Handelsregister gab es 1927 tatsächlich einen Eintrag für Gustav Friedrich, Kaufmann als Inhaber. Allerdings war die Firma auf der Kaiserstr. 23 und nicht auf der Wilhelmstr. angesiedelt, auch 1929/30 war das so. 1924 war unter Kaiserstr. 23 noch Gustav Friedrich, Mechaniker (ohne Firma) eingetragen. Die stimmt mit der oben erwähnten Nennung in der Bürozeitschrift überein, die Maschine stammt aus der Zeit nach 1930, genauer ist es leider nicht eingrenzbar.
Hier ein weiteres, gut erhaltenes Exemplar:
Im seitlichen Foto ist sehr gut die Minenlängeneinstellung zu sehen, die hier sehr originell beschriftet ist:
Die Rückseite ist nicht wie bei den verschiedenen Maschinen vom Avanti-Typ (einschließlich der Simplicia) rechteckförmig ausgeführt und es fehlen auch die üblichen Zierstriche:
Dafür ist ein Hinweistext als Abziehbild aufgebracht:
Zum Auswechseln gab es auch speziell für die Clou gedachte Ersatzmesser, wobei unklar ist, ob die wirklich von der Firma selbst produziert / vertrieben wurden. Hier eine Abbildung eines solchen Messers mit Gummiringen und der Verpackungstüte mit entsprechender Aufschrift:
Hier eine Anzeige in der Österreich-Ungarischen Maschinenwelt vom März 1934:
Es gab auch noch ein weiteres Modell der Clou, die unter anderem Namen verkauft wurde, nämlich eine "LUNA", die von Staedtler 1935 angeboten wurde, wie folgende Katalogabbildung beweist:
LUNA war eine Marke von Staedtler und die Spitzmaschine wurde garantiert von IDEA hergestellt und nur entsprechend beschriftet. Im Text wird ausdrücklich auf Patente und Gebrauchsmuster, die "genaue" zentrische Führung, den Spezialkonus, die Einstellskala für die Spitzenlängen, die "automatische" Ausschaltung, sowie auf die Minenfeile, die diese Maschine also besaß, hingewiesen. Ein erhaltenes Exemplar dieser Ausführung ist zur Zeit nicht bekannt.
Die Clou ist auch nach dem Krieg noch weiter produziert worden. In einem Messebericht zur Leipziger Frühjahrsmesse wird sie erwähnt. Eine Druckgenehmigungsnummer auf einem Originalkarton soll auf das Jahr 1954 hindeuten. Auch 1957 gab es noch eine Markenanmeldung für CLOU-Bleistiftspitzmaschinen für die dann in Berlin ansässige IDEA, aber das muss nicht heißen, dass die Maschine auch wirklich noch hergestellt wurde.
Spitzmaschine atlantic der Fa. atlantic Büromaschinen
Es gab noch eine weitere Spitzmaschine, die dem "CLOU-Typ" entsprach. Es handelt sich um die "atlantic". Sie wurde von einer atlantic Büromaschinen KG angeboten. Hier eine Anzeige aus der Allgemeinen Papier-Rundschau vom Dezember 1949:
Diese "Blei- u. Buntstift-Spitzmaschine" gleicht von der Zeichnung her der Clou. In der Fachzeitschrift wird ein Preis von 24 DM genannt und ein Wiederverkaufsrabatt von 33 1/3 %. Es ist recht wahrscheinlich, dass hier ein Weitervertrieb von billig aus der "Ostzone" eingekaufter Ware von der damals noch Leipziger IDEA erfolgte.
Neben der atlantic Büromaschinen KG wird in der Anzeige noch eine Busch, Schürmann & Co. genannt mit Adresse in Frankfurt/Main, West 13, Falkstr. 110.
Aus dem Jahr 1953 stammt diese Anzeige einer atlantic Büromaschinen GmbH in Burghagens Zeitschrift für Bürobedarf:
Im Frankfurter Adressbuch von 1954 sind die Bewohner dieses Hauses wie folgt aufgezeichnet:
W. Schürmann, Kaufmann, ist sowohl als Eigentümer des Hauses, als auch mit dem Zusatz Büromaschinen eingetragen. Michael Busch ist als Verwalter notiert, die Fa. atlantik Büromaschinen GmbH, anders als oben jetzt als GmbH und mit "k" geschrieben. Im Firmenteil des Buches ist die atlantic Büromaschinen GmbH als Händler/Großhändler von Büromaschinen eingetragen. Mehr ist über die sicher sehr kleine Firma nicht bekannt.
Bleistiftspitzmaschinen EMBE, IDEA und IDUNA
Die Bleistiftspitzmaschinen nach dem Fräserprinzip waren ein Hauptprodukt der IDEA Maschinenfabrik, sind hinsichtlich ihrer Größe, nach Gewicht und Funktion etwas außergewöhnliches, sollen hier jedoch nur kurz behandelt werden.
Im Jahr 1921 erschien in der Zeitschrift Das Echo folgende Anzeige zum Verkauf der IDEA-Spitzmaschine:
Im Juni 1922 erschien in der Zeitschrift für Bürobedarf folgende Anzeige:
In der Zeitschrift für Bürobedarf erscheint 1922 folgender Beitrag zur Vorstellung der Spitzmaschine Iduna:
Im Juli 1922 erschien in der Zeitschrift für Bürobedarf diese Anzeige:
Der folgende Beitrag stammt aus dem Handbuch für Büromaschinen (1927):
Die IDUNA wurde über einen langen Zeitraum gebaut. Es gab dann später noch einen Nachfolgetyp (genauere Informationen zu den IDUNA - Maschinen siehe hier). In einem Messebericht zur Leipziger Herbstmesse 1949 heißt es "Der Stand der IDEA Maschinenfabrik Hans Michaelis, Leipzig, zeigt das gewohnte Bild mit den verschiedenen Spitzmaschinen und sonstigen Geräten, doch ist die bekannte "Iduna - 2" noch nicht frei zu haben".
1956 wird die IDUNA 2 im Büromaschinenkompass 1956 für 69 DM angeboten. Der "Original IDUNA-Ersatzfräser" wird für 2,4 DM angeboten.
Im Jahr 1957 hatte die Fa. IDEA (dann in Berlin ansässig) noch als Marke sowohl die IDUNA - Bleistiftspitzmaschine, als auch die IDUNA 2 - Bleistiftspitzmaschine angemeldet, allerdings auch von der IDEA - Bleistiftspitzmaschine, deren Produktion bis jetzt überhaupt nicht dokumentiert werden kann.
Im Büromaschinenkompass 1960/61 wird die IDUNA 2 noch angeboten als "Spezialmaschine für Großbetriebe und techn. Zwecke" für 78 DM.
Messer und Fräser für Spitzmaschinen
Zusätzlich zu den Bleistiftspitzmaschinen nach dem Cutter- und Fräserprinzip stellte die IDEA Maschinenfabrik auch Ersatzmesser und -fräser her. Die folgende Annonce aus Burghagens Zeitschrift für Bürobedarf von August 1922 informiert darüber:
Interessant ist die Vielzahl der Fräser und Messer, die hergestellt wurden. Es werden sowohl Scheibenfräser für die eigene IDEA und für die bekannte Jupiter, Walzenfräser, geeignet z. B. für die Courant, Roneo und Noris, sowie auch für Eversharp, Ultra-Rapid und auch Cuttermesser für die Avanti angeboten. Besonders bemerkenswert ist das spezielle Messer für die Bleistiftspitzmaschine Quail der Fa. M. Erlebach Nachf., die wohl nur sehr selten gekauft wurde.
Zwei Monate eher im Juni 1922 gab es schon eine sehr ähnliche Anzeige in der Zeitschrift:
In einer folgenden Annonce in der gleichen Zeitschrift vom Oktober 1922 und dann auch weiter in 1923 fehlt dann das Quail-Messer :
Auch das Nachschleifen stumpfer Fräser wird hier offeriert und wurde wie die obige Rechnung zeigt 1951 noch angeboten.
Andere Produkte der Firma
Neben dem Hauptprodukt Bleistiftspitzmaschinen und den Ersatzmessern und -fräsern für Spitzmaschinen stellte die Firma noch einige weitere Produkte für den Bürobereich her.
In Burghagens Zeitschrift für Bürobedarf wurde 1924 wie folgt inseriert:
Schematisch abgebildet ist der IDEA-Schneider für das Büro und den Betrieb sowie die patentgeschützte Büro-Schneidemaschine IDEA. Auch auf der Leipziger Mess in diesem Jahr war die Firma mit Schneidemaschinen vertreten.
Am 5. Dezember 1924 meldete die IDEA Aktiengesellschaft ein Gebrauchsmuster zu einer Vorrichtung zum automatischen Transportieren von Papierbögen an Schneidemaschinen an.
Auf der 1926er Leipziger Frühjahrsmesse stellte die Firma diesen Schneider offensichtlich aus, wie auch Zackenmuster-Schneidemaschinen. Besonders erwähnt wurde in einem Messebericht der Papierzeitung eine Lohnlisten-Schneidemaschine, die auch schon im vorigen Jahr dort zu sehen war.
Im 1927 erschienenen Handbuch für Bürobedarf ist folgender informativer Eintrag für den IDEA-Schneider enthalten:
Eine dieser Schneidegeräte kann hier im Bild gezeigt werden:
Interessant in diesem Buch die Nennung der Verstärkungslochmaschine der IDEA Maschinenfabrik, die Colligo genannt wurde:
Diese Spezialmaschine sieht recht komplex aus. Durch elektrische Erwärmung werden die zur Verstärkung dienenden (Trocken)klebestreifen klebefähig! Sie war auf der Frühjahrsmesse 1925 in Leipzig erstmals vorgestellt worden. Im folgenden Jahr kann man in einem Messebericht in der Papierzeitung über die verschiedenen angebotenen Verstärkungslocher lesen:
Hans Michaelis hatte auch selbst einige deutsche Patente inne. So wurde am 24. April 1937 ein Streifenschneider patentiert. Hier ein Textauszug zum Stand der Technik:
Und hier noch ohne Erläuterungen die Zeichnungen aus dem Patent:
Wie bereits vor dem Krieg beschäftigte sich IDEA auch später mit dem Equipment fürs Technische Zeichnen. So kann man in einem Messebericht zur Leipziger Frühjahrsmesse 1950 lesen:
"zeigt die IDEA ... einen Zeichenapparat, der in seiner Wirkung fast großen Zeichenmaschinen gleichkommt. Das unter dem Namen Hubra herausgebrachte Gerät vereinigt in sich zwei Lineale von 200 und 120 mm Länge, einem Winkelmesser, je ein 60° und 45° Dreieck, sowie eine Schraffurschablone; für Reiß- und Parallelschienen verwendbar."
Am 26. Mai 1954, nun in Berlin-Charlottenburg wohnend mit der Berufsangabe "Industrie-Kaufmann" meldete er zusammen mit Johannes Brettschneider ein deutsches Patent zu einer "Los-Trommel" (!) an.
Am 25. April 1957 meldete er schließlich ein Gebrauchsmuster zu einer Reißschienenführung an:
Die Anmeldung enthielt ein Modell, aber keine Zeichnungen, die wiedergegeben werden könnten.
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Anfänge bis 1832 Zeit von 1833 bis 1850 Zeit von 1851 bis 1860
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