Hermann Krandt (Bleistiftschärfer)


Die Firma von Hermann Ferdinand Krandt und seine Spitzmaschine


Hermann Krandt brachte 1909 eine Bleistiftspitzmaschine auf den deutschen Markt. Hier wird über ihn, seine Firma und diese Maschine berichtet.


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Hermann Ferdinand Krandt und seine Firma                                                                  letzte Änderung: April 2024

Hermann Krandt betrieb eine Firma für Bürobedarf.

Hermann Ferdinand Krandt wurde am 30. September 1853 (in einer Urkunde ist allerdings 1850 eingetragen) in Hennersdorf bei Görlitz / Schlesien geboren, Mutter war eine Luise Krandt. Über den Vater gibt es keine Angaben, wahrscheinlich war der offiziell nicht bekannt / Hermann unehelich geboren. 

Am 1. September 1887 heiratete er in Lübben Marie Luise Kuhfahl (geb. 5. Mai 1860 in Neu Tornow, Brandenburg). Im gleichen Jahr eröffnete er ein Geschäft für Bürobedarf, wobei der Ort noch unbekannt ist.

Am 21. November 1888 bekam das Ehepaar Nachwuchs und zwar eine Tochter mit Namen Alice Elise Luise Marie. Die Taufe fand am 29. Dezember im Schweriner Dom statt.

Ab 1890 ist Krandt im Rostocker Adressbuch nachweisbar und zwar wohnhaft Zelckstr. 4.

Er betrieb als Kaufmann ein Agenturgeschäft auf der Langestr. 14 und es ist notiert "Equitable, New York, Generalagent, 1891 Subdirector"

Er beschäftigte sich später in Rostock mit Bürowaren. Nach einer Annonce in der Papier-Zeitung verkaufte er amerikanisches Kohlepapier für Schreibmaschinen:

Im Folgenden werden einige Gebrauchsmuster, die Krandt anmeldete, aufgeführt:

1897:

- Konzepthalter, der mit waagerechter Asche verschiebbar und drehbar in einer senkrechten Achse, die ebenfalls verschiebbar und drehbar ist, gehalten wird, Rostock, 2. Dezember

- Kopirmaschine mit selbstthätiger Befeuchtung, Rostock, 13.2.1897

1898:

- Mit federnder Presswalze und Aufroller versehener gitterförmiger Papier-Trockenrahmen für Kopirmaschinen, Rostock, 1. August

- Kopier-Papierzuführungsrolle usw., Rostock, 1. August

Krandt beschäftigte sich mit der damaligen Kopiermaschinentechnik. Dabei wurde ein sehr dünnes Papier auf das zu kopierende Dokument gepresst, was wohl mit einer speziellen Kopiertinte beschrieben sein musste. Die Kopie musste sehr dünn sein, weil die abgedruckte Seite ja sonst spiegelbildlich wäre, man also von der Rückseite her lesen musste.

Am 20.3.1897 meldete er in Österreich ein Patent zu einer "Kopiermaschine" an.

Am 8. November 1898 meldete er dann auch in der Schweiz ein Patent zu einer Kopiermaschine an. Das deutsche Patent dazu ist bisher nicht bekannt. Hier die ausführlichen Patentzeichnungen des Schweizer Dokuments:

Im gleich anschließenden Jahr 1899 bot er dann tatsächlich auch eine entsprechende Maschine an, wie die folgende Annonce aus den Lustigen Blättern: schönstes buntes Witzblatt Deutschlands zeigt:



In einer Zeitschrift hieß es 1899:

"Das Copieren von Maschinenschrift, welche schon jetzt im geschäftlichen verkehr weitestgehende Verwendung findet, ist mit den heutigen Copirpressen meist schwierig auszuführen, da die Schrift sehr empfindlich ist und bei zu starker Anfeuchtung verschwimmt. Krandt´s neue Copirmaschine rühmt sich, da Copirpapier nur in dem Grade anzufeuchten, wie es die schrift zum Copieren verlangt. Die Regelung der Anfeuchtung geschieht selbstthätig in der Maschine"

In Uhland´s Verkehrszeitung, 7. Dezember 1899 wird geschrieben:

"Krandt’s neue Copirmaschine rühmt sich, das Copirpapier nur in dem Grade anzufeuchten, wie es die Schrift zum Copiren verlangt. Die Regelung der Anfeuchtung geschieht selbstthätig in der Maschine. Dieselbe feuchtet ein Tuch an und drückt es um soviel aus, dass es nur die für das Copirpapier passende Feuchtigkeitsmenge in sich behält und hiermit das Copirpapier anfeuchtet. Ebenso wichtig ist das Trocknen des Copirpapiers. Die feuchten Copien wurden bisher auf einer Walze aufgewickelt, wobei es leicht vorkam, dass die Schrift der aufeinander liegenden Copien ineinander schwamm. Bei der Krandt’schen Copirmaschine werden die Copien erst auf einem Ständer getrocknet, der etwa 50 Copien aufnimmt. Nach 10 Minuten sind alle Copien getrocknet und werden dann auf eine am hinteren Ende des Trockenständers befindliche Walze gewickelt."

Im Jahr 1900 wurde die Maschine auch im Buch Schreibmaschinen und Schriften-Vervielfältigung vorgestellt.



Er war noch in Rostock Zelckstr. 4 wohnhaft und als Inhaber der Daugherty-Typewriter Compagnie, Brandesstr. 3, notiert, wobei hier sicher nur Vertreter oder Leiter einer Handelsniederlassung gemeint war.

Am 15. Dezember 1900 patentierte er eine "Trocknungsvorrichtung für aus der Kopirmaschine kommende Papierbahnen" und auch das Gebrauchsmuster vom 2. Juni diesen Jahres "Kopirapparat mit einer nach den Enden zu verdickten und in der Mitte mit einer Erhöhung versehenen Walze zur gleichmässigen Führung des Anfeuchtetuches" beschäftigte sich mit dem Thema.

1901 siedelte er offensichtlich nach Berlin und zwar genauer in den Ortsteil Schöneberg über, betrieb weiter sein Geschäft. Folgende Annonce ist aus der Papier-Zeitung aus dem Jahr 1902.

Im Jahr 1903 findet man Krandt notiert mit Bureau-Bedarfsartikel, Leipzigerstr. 67/68, Wohnung Schöneberg, Gothaerstr. 5 II

Am 6. Januar 1904 erhielt Krandt ein Deutsches Reichspatent zu einem "Tintenlöscher mit einem von einer Rolle über zwei Löschflächen geführten Löschpapierband". Dieser wird in der Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung wie folgt vorgestellt:


1905 wird in Muspratt's theoretische, praktische und analytische Chemie in Anwendung auf Künste und Gewerbe notiert:

"Das Charakteristische für diese patentierte Maschine besteht darin, daß sie gestattet, auch feinstes Copirpapier anzuwenden und ihm genau denjenigen Grad an feuchtigkeit zu geben, welcher für die zu copirende Schrift die geeignetste ist. Bekanntlich verlangen nicht nur die verschiedenartigen Tinten, sowie Schreibmaschinenfarben auch verschieden stark gefeuchtetes Copirpapier, sondern es kommt auch oft vor, daß außerdem die Beschaffenheit des Schreibpapieres, auf welchem die Schriftzüge figirt sind, hierauf von Einfluß ist, wie bereits in Abschnitt V erörtert wurde. Die Möglichkeit, das Copirpapier genau so stark oder schwach anzufeuchten, wie die vorliegende Schrift es verlangt, wird bei Krandt´s Copirmaschine in folgender Weise erreicht...".

Im Jahr 1906 gibt es eine Notiz über eine Vertretung für Schreibmaschinen-Farbband von August Leonhardi (Dresden).

Im Juni 1908 erhielt ein gewisser Hans Zierke, Rixdorf, eine Prokura. Im April 1909 erhielt Otto Sachschal eine Prokura, die allerdings im August 1910 wieder erlosch.


Krandt´s Bleistiftschärfer und Fortgang der Firma ab 1909

In der Industrielle Rundschau und Verkehrszeitung wurde 1909 über eine Bleistiftschärfvorrichtung folgendes geschrieben:

"Krandts Bleistiftschärfer

Bleistiftschärfer haben sich schon in vielen technischen und kaufmännischen Buraeus eingebürgert und haben sich dort, wo einmal im Gebrauch, überall Freunde erworben. Unter den vielen Fabrikaten, die auf dem europäischen und amerikanischen Markt zu finden sind, ist unbedingt Krandts Bleistiftschärfer hervorzuheben.

Zunächst sei darauf hingewiesen, daß das Anschärfen der Spitze sichtbar ist, wodurch das Abdrehen der fertigen Bleistiftspitze bzw. das unnütze Abscheiden vermieden wird. Es versteht sich von selbst, daß auch kurze Bleistifte angespitzt werden können. Der Fräser ist aus feinstem Stahl hegestellt und von langer Gebrauchsdauer. Ebenso wie sich die Kurbel abschrauben läßt, kann man auch den Fräser abnehmen bzw. auswechseln. Der Preis stellt sich ungefähr auf die Hälfte der bisher brauchbaren Schärfer. Das Utensil ist erhältlich in dem Spezialgeschäft für Bureaubadarfsartikel von Hermann Krandt, Berlin SW, Friedrichstraße 16."

Im März 1909 wurde auch im Simplicissimus eine Bleistiftspitzmaschine beworben:

Es wird geschrieben "zu haben in allen Fachgeschäften", was ja nach deutschlandweitem Vertrieb klingt.

Wie zu sehen, handelt es sich um einen Scheibenfräser-Spitzer mit sichtbarem Fräser und einem Spänebehälter unten drunter.

Im gleichen Monat erschien diese Annonce auch in der Zeitschrift Über Land und Meer und auch in der Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung

Ebenso 1909 wurde im Buch Fortschritte der Technik: Jahrbuch des Internationalen Institutes für Technol-Biographie auf die Bleistiftspitzmaschine hingewiesen.

In den USA wurde schon vorher eine ganz ähnliche Bleistiftspitzmaschine angeboten, wie diese Annonce aus Geyer´s Stationer im Jahr 1907 zeigt:

Es handelt sich um den HANDY PENCIL SHARPENER, wobei das Wort "Handy" im Englischen bekanntermaßen nicht für Mobilfon steht, sondern, für "praktisch", "handlich".

Die nächste Anzeige von 1908 für den Handy Pencil Sharpener ist aus einer anderen Bürofachzeitschrift, nämlich dem American Stationer.

Jetzt ähnelt die Zeichnung noch mehr der von Krandt, nur zwei zusätzliche Befestigungsösen (?) sind in der Variante der A. A. Weeks MFG Co. zu sehen. Es ist also naheliegend, dass Krandt´s Bleistiftspitzer nur eine (Namens)variante war und vielleicht in Amerika hergestellt wurde. 

Die Werbebeiträge für Krandt´s Bleistiftschärfer bleiben auf das Jahr 1909 beschränkt, danach wird die Maschine nicht mehr erwähnt. Der Verkauf wird wohl nur gering gewesen sein, es gibt aber wenige erhaltene Exemplare. Hier eines mit der eingeprägten oder gegossenen Beschriftung "Hermann Krandt Berlin":

und her die Rückseite dieser Anspitzmaschine:

Sammlung Moser

Es gibt noch eine weitere Version dieser Maschine, die ohne die Kennzeichnung mit Krandt´s Namen ausgestattet ist, hier die Vorderseite

... und die Rückseite:

Sammlung Moser

Aus dem Jahr 1910 ist bekannt, dass Krandt die Farbbandmarke Haka vertrieb (Hersteller Carl Fr. Brauer in Stettin).

Ab 22. September 1911 erhielt Alice Krandt, die Tochter von Hermann die Prokura, arbeitete also in leitender Position in der väterlichen Firma mit.

Am 19. Oktober 1912 heiratete diese Tochter Gustave Hemes. Dieser hatte Verbindung zur Branche, war nämlich Vizedirektor der amerikanischen Zeitschrift Typewriter Topics und Europadirektor. Man hatte sich geschäftlich kennnengelernt, denn Krandt vertrieb ja Schreibmaschinenartikel. In der Zeitschrift wurde wie folgt darüber berichtet:

Gustave Hemes stammte aus Luxemburg, wo er am 16. April 1883 geboren wurde. Er war wohl überwiegend in England, genauer London ansässig, wohin das junge Paar nach der Hochzeit reiste. Die Hochzeitsreise ging dann - wie oben zu lesen ist - nach New York.

Folgende Annonce erschien 1912 / 13 mehrfach in der Papier-Zeitung.

In dem genannten amerikanischen Fachjournal steht 1915, dass Hermann Krandt sein Büro von der Friedrichstraße 16 zum Hackeschen Hof verlegte.

Fortgang der Firma Hermann Krandt nach seinem Tod

Am 4. Januar 1916 verstarb Hermann Krandt in Berlin. Nach seinem Tod wurde die Firma weitergeführt. Im April 1916 wurde Marie Krandt, geb. Kuhfahl - also seine Frau - als Inhaberin eingetragen.

Im Jahr 1919 meldete die Firma Hermann Krandt eine Marke namens "Bobby" an, siehe:

Dabei wird folgender Geschäftsbetrieb genannt: Bureaubedarfsartikel engos, Tintenfässer, Tintenlöscher, Briefordner, Briefkörbe, Vervielfältigungsapparate, Bleistiftschärfer, Heftmaschinen, Kopiermaschinen, Locher. Tatsächlich wird in einer Annonce 1921 ein Spezialtintenfass Bobby geworben.

Am 10. April 1920 wurde ein Gebrauchsmuster für eine Bleistiftschärfmaschine angemeldet. Dieses ist inhaltlich nicht bekannt. Sicher damit im Zusammenhang steht die Bleistiftspitzmaschine Perfect, manchmal auch Perfekt (Walzenfräserprinzip), die etwa Anfang der 20er Jahre angeboten wurde und auf die hier zunächst nicht eingegangen werden kann. Auch noch 1930 wird die Firma Krandt im Papier-Adressbuch Deutschlands unter Bleistiftspitzmaschinen mit dem Modell Perfekt erwähnt.

Im Mai 1923 wurde Gustav Ballien, Berlin Baumschulenweg, eine Prokura erteilt und die von Alice Krandt und auch von Hermann Wally Möllendorf erloschen gleichzeitig.

Im Februar 1924 wird im Deutschen Reichsanzeiger als Inhaber Hans Johnen genannt und mitgeteilt, dass die Prokura von Ballien oder Mallien auf das neue Geschäft übergegangen ist.

Im August 1926 ist im Adressbuch notiert: Alice Hemes, geb. Krandt, Berlin, Inhaberin Alice Hemes, geb. Krandt, geschieden, Kauffrau. Also hatte sie nun eine eigene Firma und zwischenzeitlich wurde die Ehe mit Gustave Hemes aufgelöst .

Am 27.9.1928 wurde als Inhaber der Firma Inhaber Hermann Krandt ein Karl O. W. Heise, Kaufmann, Berlin, im Handelsregister eingetragen, war also wohl nicht mehr im Eigentum der Familie. Im Reichsanzeiger wird angegeben, dass Forderungen und Verbindlichkeiten nicht übernommen wurden. Im Mai 1937 erlosch die Firma dann (Handelsregisternummer war 18669).

1929 steht im Berliner Handelsregister Alice Hemes, geb. Krandt, Büroartikel, Rosenthaler Str. 40/41.

Am 27.9.1928 wurde als Inhaber der Firma Inhaber Hermann Krandt ein Karl O. W. Heise, Kaufmann, Berlin, im Handelsregister eingetragen, war also wohl nicht mehr im Eigentum der Familie. Im Reichsanzeiger wird angegeben, dass Forderungen und Verbindlichkeiten nicht übernommen wurden. Im Mai 1937 erlosch die Firma dann (Handelsregisternummer war 18669).

Am 28. Februar 1932 verstarb die Ehefrau des Gründers Marie Luise Krandt in Berlin.

Im Januar 1933 meldete Alice Hemes, geb. Krandt, Berlin, ein deutsches Warenmuster an und zwar "offenes Muster eines Fingerringes mit Hakenkreuz, Kranz, Adler, Schwert und Hammer, plastische Erzeugnisse, Schutzfrist 3 Jahre." Hitler war ja grad dabei, die Macht zu ergreifen und damit ist klar, was sie für eine politische Ansicht hatte. Das war sicher auch nicht gut für den Fortbestand der früheren, geschiedenen Ehe mit dem Luxemburger...

Im Juli 1939 wird im Reichsanzeiger angezeigt, dass Alice Hemes, geb. Krandt eine Firmeninhaberin ist, früher hiße diese wohl Hamburg Großhandel mit Bürospezialitäten, jetzt in Berlin-Wilmersdorf, Helmstedter Str. 29 (Registernummer 105530).

Im Berliner Adressbuch ist 1942 eine Alice Janischewski vorm. Copir-Union Wilmersdorf, Helmstedter Straße 29 notiert, die Tochter führte also einen Bürohandel fort und war neu verheiratet. Auch im Deutschen Länderadressbuch 1948 und in einem Handelsadressbuch von 1949 war die Firma noch notiert.

Später führten Spuren der Familie nach Stade. Dort meldete 1955 der Attilla Büroartikel-Vertrieb, Stade, Inh. Alice Janischewski ein Warenzeichen Attila an. Als Geschäftsbetrieb wird genannt: Spezialgeschäft für Kopier- , Bureau- , Schreibmaschinen- , Vervielfältigungs- und Zeichen - Zubehör. Waren : Briefklemmer , Briefordner , Brieflocher , Kopierblätter.

Im Jahr 1965 ist eine Alice Krandt noch im Stader Adressbuch als Kauffrau auf der Dankersstr. 73 notiert. Das deutet darauf hin, dass sie vielleicht geschieden und wieder ihren Mädchennamen angenommen hatte. Mit gleicher Adresse wird eine Elise Krandt genannt, vielleicht eine Tochter?


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Everett/Right, L. E. B., Avanti, Quail, Simplicia, Clou / Iduna, Ergo / Ergo Extra, Optimax, Fram, Stern, Potz-Blitz


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