Everett Specialty (Everett/Rigth)


Die Firma Everett Specialty Co. (USA) und ihre Spitzmaschinen

Die Everett Specialty Co. war eine kleine US-amerikanische Firma, die zwar Spitzmaschinen für Bleistifte herstellte, jedoch nur in begrenztem Umfang. Trotzdem sind deren Aktivitäten aus geschichtlicher Sicht interessant.

Ich freue mich sehr über jeden Hinweis zu dieser Firma, ihren Spitzmaschinen oder Dingen/Personen, die damit im Zusammenhang stehen (siehe Kontakt / Literatur). Gern können sie sich auch ins Gästebuch eintragen.

zur Übersicht über die Geschichte des Bleistiftspitzens

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Die Spitzmaschinen der Firma Everett Specialty Company                                     letzte Änderung: 12. Jan. 2021

Die "Everett"

Am 16. November 1909 wurde in den USA ein Patent mit dem Titel "Pencil-sharpening device" herausgegeben. Inhaber war ein gewisser Reinhart W. Pittman, New York, der es am 23. November 1908 angemeldet hatte.

Inhalt des Patentes war eine Bleistiftspitzmaschine mit rotierendem Messer und zwar - und das ist das besondere - mit nur einem solchen Messer. Hier die Patentzeichnungen:

Reinhart (auch Reinhard geschrieben) W. (wahrscheinlich William) Pittman war 1867 in New Jersey geboren worden und seit etwa 1896 mit Edna (B.) Pittman (geb. 1878) verheiratet. Sie hatten wohl mindestens 3 Kinder (Töchter Margaret, Madeline, Helene).  Reinhart Pittman war Machinist / Mechanik-Ingenieur. 1890 wohnte er in Hartford und meldete ein Patent "Envelope and card  counting device", übertragen auf Plimpton Manufacturing Company, bei der er vielleicht arbeitete, an. Eine weitere "envelope machine" wurde im Folgejahr angemeldet. 1896 folgte ein Patent "Bracket for pendent electric-light globes" für Firma Said Pittman und 1897 "Supporting means or bracket for lamps".

Er wohnte 1898 dann in New York h 136 w 90th und 1910 West 116 Street in Manhattan und hatte einen "Machine Shop".

1909 - im Jahr des oben genannten Patentes war er Inhaber einer Firma Pittman R. W., Mfg. Co., 246 Canal, New York. Vielleicht hatte er mit der Everett Specialty nichts zu tun, außer dass man die Nutzungsrechte an seinem Patent gekauft hatte.

Seine Frau Edna B. Bocorselski Pittman starb 1943. Reinhart W. Pittman selbst überlebte sie deutlich, obwohl er viel älter war. Er starb 1955 in Hartford. Sein Grab befindet sich dort auf dem Zion Hill Cemetery:

Quelle: https://www.findagrave.com/memorial/16760817#view-photo=4632839

Zurück zum Patent! Die danach konstruierte Spitzmaschine wurde tatsächlich auch hergestellt und verkauft. Allerdings nicht durch Pittman selbst, der sich mit verschiedenen Dingen befasste und die Patentrechte offensichtlich durch andere Firmen wahrnehmen ließ. Die Bleistiftspitzmaschine wurde von der Firma Everett Specialty Co. vertrieben und hieß "Everett". Hier ein Bild der hölzernen Aufbewahrungsbox:

Wie man erkennen kann, kostete die Maschine 3,5 US Dollar. 

Der Name Everett der Maschine kommt nur indirekt vom Firmennamen, denn eigentlich war das Gebäude, in dem die Firma ansässig war ("Everett Buildung", siehe unten) letztlich wohl der Namensgeber.

Und hier ein kleines Bild der Maschine selbst:

Hier ein weiteres Bild einer anderen Maschine:


 

Sie ist beschriftet mit "EVERETT - PENCIL SHARPENER - 45 E. 17st N.Y. Pat. NOV. 16, ´09 - OTHER PATENTS PENDING"

Welche Patente da noch angemeldet sind/werden (Ausland ?) ist unbekannt. Neben der Gestalt beweist dies, dass hier das oben genannte Patent Grundlage war. Die Maschine wurde aber wohl nur in einem kurzen Zeitraum verkauft.

Die "Right"

Im Dezember 1910 erschien folgender Beitrag im American Stationer:

Hier stellt die The Weeks-Numan Company, 39 Park Place, New York eine Bleistiftspitzmaschine "Right" der Everett Specialty Co. vor. Der Großhandelspreis beträgt wohl 2 US Dollar, der Wiederverkaufspreis soll 3,5 Dollar betragen. Es handelt sich wieder um eine Spitzmaschine mit rotierendem Messer, diesmal aber mit einem 3flügeligem. Ähnliche Maschinen verkaufte zu der Zeit schon die Automatic Pencil Sharpener Co. in den USA, auch mit einem Messerstern mit 3 Schneiden.

Hier der Spänebehälter mit Beschriftung einer tatsächlich erhaltenen Maschine:

In den ersten drei Monaten des Jahres 1911 erscheinen nun einige weitere Annoncen:

Hier werden schöne Spitzen gezeigt und es wird mitgeteilt, dass man scharfe, mittlere und rundere Spitzen nach Belieben machen kann. Dazu dient ein kleiner Hebel, der links an der Spitzmaschine erkennbar ist.

Bei dieser auch Anfang 1911 erschienenen Anzeige tritt die Everett Specialty Co. direkt als Vertreiber auf. Es wird wieder der Preis für Wiederverkäufer genannt (75% Gewinnspanne werden avisiert).

Insgesamt fällt die extrem große Ähnlichkeit mit der deutschen Avanti von Emil Grantzow (siehe Seite zu dieser Maschine), die es auf jeden Fall schon 1909 gab und auch schon Patente von 1908. Die Stiftaufnahme (die Grantzow in Deutschland patentiert hatte), der Fuß (war bei frühen Werbeabbildungen von Grantzow allerdings eher achteckig gezeichnet), die Formung des Körpers, das dreischneidige Messer und schließlich auch der Hebel zur Minenlängeneinstellung sehen identisch aus.

In diesem im März 1911 erschienenen Beitrag wird davon gesprochen, dass die Maschine 3 Monate auf dem Markt ist und bereits großen Erfolg hatte (was man natürlich schreibt, egal ob es stimmt oder nicht). Daraus kann man den Markteintritt sehr genau auf den Jahreswechsel 1910/1911 festlegen, so dass die obige Anzeige von Dezember 1910 die wirklich erste gewesen sein dürfte.

Es fragt sich, wer von wem abgekupfert hat oder wer der originäre Hersteller war, aber auch aufgrund der Zeiten, Patente und längeren Herstellung der Avanti scheint es eher, dass die Right vielleicht ein Exportmodell der Avanti war, versehen mit einem anderen Spänebehälter.

Bereits im Februar 1911 strengte der Konkurrent Automatic Pencil Sharpener Corporation einen Rechtsstreit an, weil man der Meinung war, dass die Right ihre Patentrechte verletzt hat:

In der Ankündigung werden auch 2 Vertriebsfirmen genannt, die Havell Manufacturing Company und die Weeks-Numan Co.

Das hinderte offensichtlich nicht daran, dass im April 1911 folgender Text in Geyer´s Stationer erschien:

Im amerikanischen Railway Review (1912) wird die ökonomische Sinnhaftigkeit von Bleistiftspitzgeräten abgeschätzt und da wird die Right explizit als Spitzvorrichtung genannt.


Die bisher bekannten Anzeigen für die Right (alle in den führenden amerikanischen Office-Fachzeitungen) stammen von Ende 1910 und aus dem Jahr 1911. Möglicherweise hatte die Herstellerfirma wegen des Patenteinspruchs der Automatic Pencil Sharpener Co. Ärger mit ihrer Right - eigentlich ein sehr schönes Modell - und konnte sich auch nicht gut gegen die stark beworbene Maschine von Automatic durchsetzen. Immerhin ist die Right 1913 in einem Katalog School apparatus and supplies der American Seating Co. gelistet:

Weiterhin gibt es einen Hinweis, dass US-Regierungsbehörden im April 1913 einen "Right Pencil Sharpener" für 2,25 US Dollar gekauft haben. Danach fehlen bisher Anzeigen, Katalogeintragungen oder ähnliches.

Auf einer Herstellerliste aus The American stationer and office outfitter ist 1918 die Firma mit der Right unter insgesamt 22 Unternehmen auch noch erwähnt, was aber nicht unbedingt heißen muss, dass der Verkauf dann wirklich noch stattgefunden hat:

Selbst auf der analogen Liste dieser Branchenzeitschrift im Jahr 1924 wird die Firma mit der Right unter 32 Firmen erwähnt. 

Die Everett Specialty Company (USA)

Die Everett Specialty Co. war eine kleinere, in New York ansässige Firma.

Das genaue Gründungsdatum ist unbekannt, im Jahr 1910 sind folgende Angaben über die Firma veröffentlicht worden:

Als Unternehmensinhalt wird die Herstellung von Bleistiftspitzgeräten und das Schmelzen / Walzen von Metallen genannt. Das Grundkapital betrug 10.000 US Dollar. Eigentümer / Verantwortliche waren:

- Maurice Stransky, 300 West One Hundred and Sixth street, New York

- Jacob Strand, 314 West Eighty-third street, New York

- Robert Schlesinger, 526 West One Hundred and Forty-seventh street, New York

Die Adresse der Firma war um 1911 herum 45 East 17th Street, New York. Dies erklärt nun den Firmennamen, denn diese Adresse gehört zum New Yorker Everett Building, was 1908 eröffnet wurde. Die Firma kann also nicht älter sein. Hier ein Foto von 1909 des Gebäudes:

Nach einer vorliegenden Information hat die Firma im Jahr 1910 möglicherweise 5 US Dollar Steuern (nicht viel mehr, als eine Spitzmaschine kostete) bezahlt, wobei unklar ist, um welche Art von Steuern es sich handelt. Zum Vergleich mal die Daten einiger anderer in New York ansässiger Firmen:

- Dick A. B. (auch Hersteller von Spitzmaschinen):  38,75 US Dollar

- Eugene Dietzgen (Bürowarenhändler): 17 US Dollar

- American Lead Pencil Co.: 105,84 US Dollar

Im Jahr 1912 betrug diese Tax für die Everett Specialty Co. 4,2 US Dollar (im Folgejahr 7,5 US Dollar).

Andere Firmen bezahlten in diesem Jahr:

- Automatic Pencil Sharpener (führender Spitzmaschinenhersteller) 2,63 US Dollar (im Folgejahr wahrscheinlich 37,5 US Dollar)

- Dick A. B.:  41 US Dollar

- Eugene Dietzgen: 17 US Dollar

- American Lead Pencil: 270,33 US Dollar

- General Electric Co.: 12.500 US Dollar

Andere Unternehmen kamen durchaus auch in den 6stelligen Bereich, vor allem Banken. Handelt es sich um eine Steuer auf den Gewinn, den die Unternehmen praktisch nicht machten?

Maurice und Jacob Stransky 

Maurice Stransky und Jacob Strand - Eigentümer der Everett Specialty Co. - waren Brüder.

Die Eltern von Maurice und Jacob hießen Julia und Matthew (der deutsche Vornahme war Mathias) Stransky. Sie waren wohl  jüdische Immigranten, wahrscheinlich aus Böhmen

Jacob Strand wurde im März 1864 in New York, USA, geboren. Er wuchs auch in New York auf.

Im Jahr 1870 wohnte die Familie Stransky 85 Av. / Ward 17 (Distrikt 20). Neben den Eltern wohnten dort noch die Kinder Morris (17 Jahre, später wird der Name stets Maurice geschrieben), Rosa (12), Josephia (10), Bertha (8), Jacob (6) sowie eine Barbary Karre (57), vielleicht die Haushälterin. Im Jahr 1880 wohnten sie wahrscheinlich 441 E 11th, h 208 E49th.

Jacob nahm später den Namen Strand an. Am 26. November 1889 heiratete er Matilda Strand, geb. Arnstein. Diese war im Oktober 1860 auch in New York, USA, geboren worden. Ihre Eltern waren Ephraim (1822 in der heutigen Tschechischen Republik geboren, 1895 in Manhattan, New York gestorben) und Catherine Arnstein, geb. Popper (Februar 1828 in Deutschland geboren, am 31. Mai 1917 in den USA gestorben).

Am 16. Oktober 1890 kam Nathaniel Paul Stransky als einziges Kind von Matilda und Jacob Stransky / Strand zur Welt. Paul Strand erlangte später Berühmtheit als einer der bedeutendsten Fotografen in den USA. Etwa zur Zeit seiner Geburt zog die Familie in Manhatten in ein Haus mit Adresse 314 West 83 Street ein. Vorher wohnte er wahrscheinlich h 130 E 73d. Matilda Strand hatte eine ältere Schwester Frances Arnstein. Diese spielte bei der Erziehung von Paul wohl eine große Rolle, weil Jacob bzw. die Eltern oft nicht zu Hause waren. Sie blieb wohl unverheiratet und kinderlos und starb erst im hohen Alter von 95 Jahren am 10. Juni 1952 in New York.

Im Jahr 1905 wohnte Jacob Strand mit folgenden Personen zusammen: Katharine Arnstein (Schwiegermutter), Francis Arnstein (Schwägerin) , Matilda Strand (Frau), Paul Strand (Sohn) sowie Norah Grady (26 Jahre) und Delia Mcdonough (38 Jahre), beide Hausangestellte.1910 gehörten zu seinem Haushalt seine Frau Matilda, Catherine und Frances Arnstein sowie Paul Strand. Im Jahr 1915 verbleiben noch Matilda, Frances, Catherine und die neue Angestellte Margaret OGrady.

Jacob Strand starb am 24. Dezember 1949 in New York City, New York, USA, im Alter von 85 Jahren.

Von Maurice Stransky wissen wir etwas weniger. Er ist am 22. Februar 1853 geboren und wahrscheinlich seit dem 17. Februar 1889 mit Flora Stransky (geb. in Chicago, Mädchenname eventuell Unna) verheiratet. Er wohnte 1889 182 E 125th, h The Dakota, 1891 267 canal, h Elisabeth, 1898 wird die Adresse mit 547 B´way, h 71 E 92d angegeben. 1910 wohnte er mit Flora und der Hausangestellten Anna Olach (25 Jahre) zusammen h 300 W106th in New York. 1920 wohnte er mit seiner Frau und der Hausangestellten Alice N Berthiaume (27 Jahre) auf der 57 Magnolia Ave / Nount Vernon, New York, 1925 dann h 505 W End ave.

Hier ein kleines Foto der beiden aus dem Jahr 1923:

Auffallend ist, dass er häufig per Schiff in Europa war, oft gemeinsam mit seiner Frau Flora. So reiste er am 6. Oktober 1904 und dann wieder am 2. September von Hamburg nach New York 1905. Am 12. Juni 1907, 15. September 1908, 10. Februar 1909, und 20. September 1910 von Bremen in die Vereinigten Staaten, also jährlich einmal. In den Jahren 1913 und 1914 fuhr er per Schiff von England zurück in die USA.

Die Firma Stransky & Co (USA)  (noch in Bearbeitung)

Maurice und Jacob waren bereits vor 1890 in einer Firma namens Stransky & Co tätig. Sie betrieben einen Handel verschiedenster Waren, z. B. Haushaltswaren wie Kochutensilien und Eisenwaren.

Hier eine Werbeanzeige aus einer Zeitung im Jahr 1889:

Die Firma bzw. Maurice Stransky hatten auch einige Patente.

1925 261 canal

Außerdem gab es noch Anfang des 20. Jahrhunderts eine Firma International Enameled Ware Company mit folgenden Daten:

Maurice Stransky (Präs.), Bernard Naumburg (Sec.), Kapital: 50.000 US Dollar, Direktoren: Maurice Stransky, Bernard Naumburg und Jacob Strand, Adresse 9 Murray in New York


Die Firma Stransky Mfg. Co., Inc (New York)

1919/ 1915

Maurice Stransky (Präs.), William H. Weil (Sec.), Jacob Strand (Treas.), alle drei waren Direktoren

metal specialities (aluminum, silver, nickel), 261 Canal



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