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Geschichte der jüdischen Familie Wachtel (Frankfurt / Main)
Die Firma M. Erlebach Nachfolger - Aus dem Leben der Gebrüder Arthur und Oskar Wachtel update: 22.12.20
Wahrscheinlich 1896 oder schon etwas eher übergibt der jüdische Inhaber der Firma M. Erlebach sein Geschäft an einen Louis Wachtel, ebenfalls aus einer jüdischen Familie stammend. Die Firma heißt nun folgerichtig M. Erlebach Nachf..
Die Gebrüder Arthur und Oskar Wachtel
Die Geschichte der Firma M. Erlebach Nachf. ist eng verbunden mit der Familie Wachtel, insbesondere mit den Brüdern Martin Oskar (auch Oscar) und Arthur Wachtel. (Er stammte wie Max Erlebach aus einer jüdischen Familie und wurde wie sein ZwillingsbruderArthur Paul Wachtel am 23. Februar 1871 in Bamberg geboren.)
Ihr Vater hieß Louis Wachtel. Die Mutter war Fanni Wachtel (geb. am 13. August 1845 als Fanni Wiesengrund). Die Großeltern mütterlicherseits hießen Caroline (geb. 16. August 1818 in Memmelsdorf, gest. 28. November 1889 in Frankfurt am Main) und Bernhard Wiesengrund (Büttnermeister und Weinhändler in Dettelsbach und Frankfurt, geb. 1. Januar 1801 in Dettelbach, gest. 25. Oktober 1871) und hatten neben Fanni noch 4 weitere Kinder: Benedict, David Theodor, Clara, Jeanette und Julie.
Louis Wachtel wanderte offensichtlich 1851 nach Amerika aus und hielt sich dort nach einer Info bis 1890 auf. Da steht natürlich die Frage, warum Oskar und Arthur in Bamberg geboren sind. Vielleicht fuhr der Vater, die Mutter oder beide zwischenzeitlich zwischen Europa und Amerika hin und her, zumindest die Mutter muß ja 1871 in Bamberg gewesen sein.
Etwa 1894 ging Oskar Wachtel nach Deutschland zurück, eine Entscheidung, die sich leider viel später als tragisch erweisen wird.
Am 18. Juni 1914 heiratete Oskar Wachtel Christine Ullmer, die selbst evangelisch war. Hier ein Auszug aus der Heiratsurkunde:
Christine Wachtel war am 25. September 1889 als Tochter von Anna Katharina und Andreas Ullmer geboren worden.
Arthur Wachtel beantragte einen Reisepass am 26. August 1915, hier das Passfoto:
Im Jahr 1915 wohnten Oskar, Arthur und Louis (Privatier) Wachtel auf der Pfingstweidstr. 10 in Frankfurt/Main. Sicherlich wohnten auch die Ehefrauen von Oskar und Louis mit dort.
Am 16. Juni 1915 kam in Frankfurt/Main die gemeinsame Tochter von Christine und Oskar mit Namen Hilde Caroline zur Welt.
Im folgenden Jahr starb der Vater der Brüder und wurde in Frankfurt auf dem Alten Jüdischen Friedhof begraben.
Der folgende Reisepassantrag Oskar Wachtels stammt aus dem Jahr 1917 und liefert auch ein kleines Foto:
1920 wohnte Arthur Wachtel zusammen mit Albert Wachtel (Kaufmann), einem offensichtlichen Verwandten, und seiner Mutter Fanny od. Fanni, inzwischen verwitwet, weiterhin auf der Pfingstweidstr. 10 in Frankfurt/Main.
Oskar Wachtel wohnte da inzwischen Mendelssohnstr. 75, von der Faschisten später in Josef Haydn-Str. umbenannt (Mendelssohn stammte aus jüdischer Familie).
Arthur heiratete am 24. Dezember (!!) 1924 in Frankfurt / Main Fanny Mayer.
Unter Bürobedarf findet sich 1934 aber auch noch Arthur Wachtel, immer noch Pfingstwaldstr. 10. Danach verschwindet er aus den Frankfurter Adressbüchern. Wahrscheinlich ist er anders als sein Zwillingsbruder aus verständlichen Gründen wieder nach Amerika übergesiedelt. Im Jahr 1940 taucht er als Untermieter in New York auf der West 87 Street auf. Er wohnte da zusammen mit seiner Frau Fanny Wachtel und einer ganzen Reihe anderer Personen.
Am 23. Oktober 1941 starb die Ehefrau von Oskar Wachtel, siehe folgende Urkunde:
Christine Wachtel starb an Brustkrebs. Laut Urkunde war sie noch verheiratet mit Martin Oskar Israel Wachtel. Sie wohnten auf der Joseph Haydnstr. 12. Der Namenszusatz "Israel" erklärt sich aus einer Anordnung im faschistischen Deutschland, daß alle jüdischen Männer diesen Namen als Vornamen führen mußten. Die wurde nachträglich auf der schon oben ausschnittsweise dargestellten Heiratsurkunde aufgedruckt.
So verlor Oskar Wachtel den letzten Schutz als Jude, da seine nichtjüdische Ehefrau verstorben war. Wahrscheinlich hatte er irgendwann die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen.
Oskar Wachtel wurde ab Berlin am 17. März 1943 nach Theresienstadt deportiert. Am 18. Dezember 1943 wude er nach Auschwitz, ins Vernichtungslager gebracht, wo er noch im Dezember zu Tode kam.
Sein Zwillingsbruder Arthur Wachtel starb wahrscheinlich am 3. Dezember 1952 in Mahattan / New York.
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