Patentgeschichte - Industriegeschichte - Geschichten rund ums Bleistiftspitzen
Die Berliner Firma Fusor und ihre Rasierklingenspitzer Norola und USO
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Norola - Bleistiftspitzer letzte Änderung: Oktober 2024
Vielleicht der auch heute noch am häufigsten zu findende Rasierklingen-Bleistiftspitzer ist der Norola.
Hersteller war die Fusor Präcisions-Spritz- und Preßguß GmbH in Berlin-Neukölln. Zur Firma, die 1922 gegründet wurde, siehe weiter unten auf dieser Seite.
Woher der Name kommt, ist nicht klar. "Norola" bedeutet in lateinisch "Schwiegermutter"! Selten wird das Wort auch für Vor- oder Nachnamen genutzt.
Wahrscheinlich gab es den Rasierklingen-Bleistiftspitzer Norola seit 1931. Das Herstellungsende ist bisher unbekannt.
Am 5. November 1930 meldete die Firma ein Patent an zu einem "Bleistiftspitzer mit Rasierklinge und zwei kegeligen Bleistiftfuehrungen" an, welches am 8. Juni 1933 erteilt wurde. Hier die Patentansprüche und -zeichnungen:
Hier können also Klingen etwas verschiedener Breite verwendet werden, die dann etwas durchgebogen befestigt werden und auf beiden Seiten zum Anspitzen Verwendung finden können.
In Burghagens Zeitschrift für Bürobedarf wurde der Handspitzer annonciert mit:
"Zum Bleistiftspitzer Norola ... können Rasierklingen, ob gebraucht oder ungebraucht, verwandt werden. Der kleine Apparat ist so eingerichtet, daß jede Klinge durch einen vorgesehenen Anschlag paßt" .
In der Zeitschrift Echo hieß es dann in einer 1932er Ausgabe:
"Mit dem patentrechtlich geschützten "Norola BB" - Bleistiftspitzer können Blei- und Buntstifte mit jeder Rasierklinge gespitzt werden. der Bleistiftspitzer ist so konstruiert, daß durch Lösen einer Schraube jederzeit eine andere Rasierklinge eingesetzt werden kann und man so einen ständig scharfen spitzer zur Hand hat. Das Aufnahmeloch für die Blei- oder Buntstifte ist so gehalten, daß verschiedene Stärken von Bleistiften gespitzt werden können. Bei dünnen Stiften ist nur darauf zu achten, daß diese Stifte ohne Gewaltanwendung eingeführt werden, denn infolge der sinnreichen Konstruktion paßt sich die geschnittene Spitze sofort selbst ihrer Führung in der Aufnahme an, so daß zum Schneiden neben dem Drehen des Stiftes nur ein leichter Druck in der Längsrichtung erforderlich ist. Hersteller ist die Fusor Präzisions-Spritz und Preßguß G.m.b.H., Berlin-Neukölln"
German Industrial Echo
A New Pencil - Sharpener . The patented "NorolaBB " pencil- sharpener enables lead or coloured pencils to be sharpened with any razor blade . The design of the sharpener is such that it is only necessary to slack off a
screw to insert a fresh blade at any time , so that one always has a keen device at one's disposal . The hole into which the pencil is inserted is so shaped that it will take pencils of
different thicknesses . In the case of thin pencils one must see that no force is used ; for , owing to the ingenious design of the sharpener , the cut point at once takes up the
right position automatic- ally , so that , apart from the rotation of the pencil , only a slight pressure in a longitudinal direction is required for the sharpening of the pencil
Im Jahr 1932 erschien im Allgemeinen Tiroler Anzeiger im Mai folgende Annonce:
In der Zeitschrift Umschau heißt es im Jahr 1933:
"Norola - Bleistiftspitzer werden hergestellt bei Fusor, Berlin-Neukölln, Hermannstraße 48" und weiterhin dem oben erwähnten Patent folgend:
"Der Gedanke, gebrauchte Rasierklingen zum Spitzen von Blei- und Buntstiften zu verwenden ist an sich nicht neu, das beweisen die zahlreichen Konstruktionen von Bleistiftspitzern dieser Art. Neu ist aber bei dem Bleistiftspitzer "Norola" der Firma ... die Art, wie die Klinge befestigt ist. da die Klinge nicht von ihrer besten Schneidstellung abweichen darf, weil sonst das Messer nicht richtig schält und die Bleistiftspitzen leicht abrechen, muß die Schneide in ihrer Stellung zum Stift genau fixiert und in dieser Stellung gehalten werden. Dazu dienen sog. Anschläge am Führungskonus, an denen die Klinge anliegen soll. Um nun alle Klingen, die je nach der Herstellungsfirma und Art in der Breite unterschiedlich sind, verwenden zu können, ist die Klinge am Norola-Spitzer durch ein federndes Zwischenglied elastisch gelagert. So wird sie nicht beschädigt, liegt weich, aber doch auch fest genug, um ihren Zweck zu erfüllen. Außer Bleistiften lassen sich auch dicke Buntstifte mit dem Norola-Spitzer spitzen, wenn man die gekordelte Führungshülse abnimmt."
Es gab mindestens 3 Varianten.
Die folgenden Bilder zeigen 2 Exemplare der im Text und auch in der wiedergegebenen Werbung bereits genannte Norola-Variante "B B":
Neben dem Schriftzug Norola und "B B" (unterbrochen von der Schraube ist ebenso "D.R.G.M" und "D.R.W." Norola war also ein eingetragenes Warenzeichen und es gab eine Gebrauchsmusteranmeldung, deren Datum und Inhalt aber unbekannt ist. Das Warenzeichen ist bisher auch nicht datierbar
Hier ein weiteres Exemplar dieses Types:
Wieder ist deutlich eine goldfarbene Oberflächenbeschichtung zu sehen.
Eine weitere, sehr ähnliche Ausführung:
Hier ist "B1" erkennbar, anstatt "B B".
Schließlich noch eine Ausführung "S S":
Neben dem Schriftzug Norola und den Abkürzungen D.R.W. (steht für Warenzeichen) und D.R.G.M. (Gebrauchsmuster) ist links noch S S" erkennbar. Rechts oben ist eine Einkerbung zu sehen.
Der Bleistiftspitzer wird durch eine Schraube zusammen gehalten.
Die Rasierklinge dieses Exemplars ist von der Marke Nelson und stammt von einem DDR-Hersteller aus Eisfeld, siehe:
Dahinter steht eine interessante und auch heute noch erfolgreiche Geschichte. Im Jahr 1920 gründete Albin Ritzmann in Eisfeld / Thüringen die Ritzma-Werke. Nun, was kann man mit diesem Namen schon herstellen? Richtig, Rasierklingen! Später wurden u.a. auch Spitzmaschinen der Serie Jiffy produziert.
In der DDR wurde die Firma dann zum VEB Feintechnik Eisfeld (FTE). Nach der Wende ging die Geschichte weiter. Heute heißt die Firma HARRY´S Feintechnik GmbH Eisfeld und spielt im vorher von vor allem amerikanischen Firmen dominierten Weltmarkt mit 550 Mitarbeitern ordentlich mit.
Bleistiftspitzer USO
Der Bleistiftspitzer USO ähnelt dem Spitzer Norola (BB) sehr stark und wurde auch von der Fusor GmbH hergestellt.
Hier Abbildungen eines erhaltenen Exemplars:
Die Fusor Präcisions-Spritz- und Preßguß GmbH
27308
Die Firma wurde wahrscheinlich 1920 gegründet. In der Zeitschrift Die Werkzeugmaschine erschien jedenfalls 1920 folgende Meldung:
"Fusor, Präzisions-,Spritz- und Preßguß - Gesellschaft m. b.H., Birkenwerder. Gegenstand des Unternehmens ist die Herstellung und der Vertrieb von Metallgegenständen jeglicher Art durch Präzisions-, Spritz- und Preßgußverfahren. Gesellschafter sind der Fabrikdirektor Alfred Kummer in Neukölln, der Apotheker Max Gartz in Birkenwerder und der Mechaniker Otto Aßmann in Birkenwerder. Geschäftsführer sind Kummer und GArtz. Sie vertreten gemeinschaftlich die Gesellschaft. Das Stammkapital beträgt 30.000 M"
... Auszug aus der Berliner Börsen-Zeitung zeigt:
Das Stammkapital beträgt inzwischen beachtliche 600.000 Mark. Als Geschäftsführer werden wie auch schon in Birkenwerder Alfred Kummer (Neukölln) und Max Haertel (Friedenau) genannt.
Im März 1924 wurde Bruno Lietz (Charlottenburg) Einzelprokura erteilt und Max Haertel war nicht mehr Geschäftsführer.
Im März 1926 wurde in der Berliner Börsenzeitung gemeldet:
"Das Stammkapital ist auf 25.200 Reichsmark umgestellt. Laut Beschluß der Gesellschafter vom 8. Dezember 1924 ist der Gesellschaftsvertrag bezüglich des Stammkapitals, der Geschäftsanteile und deren Veräußerung in Par. 6, der Vertretung der Gesellschaft und der Bestellung der Geschäftsführer (Par. 7) abgeändert, ferner ist ein neuer Par. 10 betreffend die Rechte und Pflichten der Gesellschafter hinzugefügt worden. Sind mehrere Geschäftsführer bestellt, so wird die Gesellschaft durch zwei Geschäftsführer oder durch einen Geschäftsführer in Gemeinschaft mit einem Prokuristen vertreten. Zum weiteren Geschäftsführer ist bestellt: Ingenieur Max Jentz, Berlin".
Max Jentz schied allerdings Ende 1926 als Geschäftsführer wieder aus.
Anfang 1927 wurde gemeldet, dass das Stammkapital um 54.800 auf 80.000 Reichsmark erhöht worden ist.
In einem 1929er Adressbuch der gesamten Elektrotechnik einschließlich Rundfunktechnik steht der Eintrag:
"Fusor Präzisions Spritz- und Preßguß GmbH, ,Berlin-Neukölln, Hermannstraße 48 Autozubehörteile, elektrotechnische Zubehörteile, Fahrradzubehörteile, Nähmaschinenzubehörteile, Radiozubehörteile".
Damit ist der Produktionsumfang der Firma beschrieben. Sie beschäftigte sich besonders mit dem Metalldruckguss, damals noch als Spritzguss bezeichnet (heute ist der Begriff nur in der Kunststoffverarbeitung üblich). Eine besondere Kompetenz besaß sie im Bereich der Zinklegierungen.
Im August 1932 war Otto Eisinger nicht mehr Geschäftsführer. Dafür wurde Diplom-Ingenieur Werner Müller (Berlin-Spandau) Geschäftsführer.
Im März 1933 wurde Arthur Großmann Prokura erteilt.
30. Dezember 1936 (50193)
1935 / 1936 erwarb der Wintershall - Konzern die FUSOR Präzisions-Spritz- und Preßguss GmbH (Berlin-Neukölln).
wo die MAGNEWIN-Legierungen auch zu Druckgussteilen weiterverarbeitet werden konnten.
Im Jahr 1941 ist das Spritzgusswerk Fusor in Berlin-Rudow, Kanalstraße 103-115 ansässig, wobei offen ist, ob es auch noch in Neukölln einen Betriebsteil gab.
Auch nach dem Krieg im Jahr 1946 ist das Werk als Teil von der Wintershall AG dort aktiv.
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